Corona-Pandemie:Die Jugend soll sich gedulden

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Dass Kinder und Jugendliche den Lockdown nur schwer aushalten, ist bekannt. Dennoch mahnen die Verantwortlichen bei Schul- und Kitaöffnungen zur Vorsicht.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hält eine Öffnung von Schulen vorerst nur in Ausnahmefällen für möglich. Eine flächendeckende Rückkehr zum Präsenzunterricht "dürfte momentan wegen der allgemeinen Infektionslage vermutlich noch verfrüht sein", sagte die Ministerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Nur in Regionen, in denen über eine längere Zeit ein geringeres Infektionsniveau zu verzeichnen sei, "könnte Präsenzunterricht mit reduzierten Klassen und angepasster Stundenzahl zu verantworten sein". Bei den Öffnungen denke sie vor allem "an die Abschlussklassen und an die ersten Grundschulklassen in Regionen mit sehr niedrigem Infektionsgeschehen", führte Karliczek aus.

"Zudem sollten dort Angebote für Kinder und Jugendliche möglich sein, die den Lehrerinnen und Lehrern gerade besondere Sorgen machen." Die Ministerin rief zu Geduld auf. "Die Lage sollte nach dem 14. Februar zumindest noch ein bis zwei weitere Wochen beobachtet und danach wieder neu bewertet werden", sagte sie.

Lehrerverbände und Gewerkschaften forderten die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten auf, einen einheitlichen Stufenplan mit verbindlichen Kriterien für Schulöffnungen zu verabschieden. Schulen seien "nicht auf Knopfdruck" zu öffnen. "Dafür brauchen wir einen vorsichtigen, klugen und klaren Stufenplan, der am Pandemiegeschehen und am Grad der Sicherheit für alle an den Schulen Beteiligten orientiert ist", sagte die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Susanne Lin-Klitzing, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Die Familienministerin sieht Bildungs- und Bindungslücken

Zuvor hatte sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dafür ausgesprochen, bei Lockerungen zunächst an Kitas und Schulen zu denken. Er rief in der Rheinischen Post außerdem dazu auf, der Jugend "eine Zukunft nach Corona" zu eröffnen. "In der Pandemie nehmen wir aus guten Gründen Rücksicht auf die Älteren, aber nach der Pandemie müssen wir uns als Gesellschaft den Jüngeren besonders verpflichtet fühlen", sagte er.

Familienministerin Franziska Giffey (SPD) sagte, sie sehe die Lage von Kindern und Jugendlichen "mit Sorge": "Wir sehen zunehmend körperliche und seelische Belastungen und Ängste". Man könne nicht davon ausgehen, dass junge Menschen das alles einfach so wegsteckten. "Im vergangenen Jahr sind nicht nur Bildungslücken entstanden, sondern auch Bindungslücken." Je länger die Pandemie anhalte, desto schwerer sei sie für junge Menschen auszuhalten, denn sie hätten ein anderes Zeitempfinden als Erwachsene. Auch dadurch empfänden sie Einsamkeit viel stärker als die Bevölkerung insgesamt.

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