China und Afrika:Ruhe in der Goldmine

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Steht China hinter dem Coup in Simbabwe? Seit der Unbahängigkeit des afrikanischen Staates ist China zu einer Patronatsmacht mit vielen geschäftlichen Interessen geworden - von Rohstoffen bis zu Rüstungsgeschäften.

Von Stefan Kornelius

Wer Chinas Interesse an Afrika und Afrikas Interesse an China verstehen will, der muss die Wechselkurstabellen und die Rohstoffpreise studieren. Als im Juni 2015 Peking den Yuan abwertete, taumelten auch in Afrika die Devisenmärkte, allein der Rand verlor ein Viertel seines Wertes. Wer Chinas Interesse an Simbabwe verstehen will, der muss nur die letzten 37 Jahre studieren: Seit der Unabhängigkeit und der Machtübernahme durch Robert Mugabe hat kein Land mehr Einfluss.

China ist Simbabwes Patronatsmacht, spätestens, seitdem die EU 2002 drakonische Sanktionen verhängt hatte. An die hielt sich China nie, im Gegenteil. Simbabwe ist quasi das Vorzeigemodell für die chinesische Afrika-Politik. Es geht um Märkte, Rohstoffe, Billigfabrikation, Rüstungsgeschäfte und natürlich strategischen Einfluss. Im Falle Mugabes beruht das Interesse auf Gegenseitigkeit, nicht nur weil die Familie ihr angehäuftes Vermögen vor allem in Hongkong deponiert und Gattin Grace ihre Einkäufe in Fernost abzuwickeln pflegt. Nach dem Bannfluch der Westmächte frohlockte Mugabe 2005: "Wir haben uns dem Osten zugewandt, wo die Sonne aufgeht."

Eindeutige Beweise für eine Verwicklung Chinas in den Coup in Harare finden sich selbstverständlich nicht. Aber hinreichend viele Warnungen chinesischer Politiker und Experten an das Machtkartell in Harare hat es über Monate gegeben. Ein Putsch war vielleicht auch deshalb fällig, weil Verstaatlichungspläne des Mugabe-Umfelds diesmal auch chinesische Investitionen getroffen hätten.

Chinas tiefe Verwicklung in die inneren Angelegenheiten Simbabwes werfen ein grelles Licht auf das Machtgeflecht, das Peking nicht erst in den letzten Boom-jahren in Afrika geknüpft hat. 62 Milliarden Euro Investitionsgelder flossen allein 2014 auf den Kontinent. Die Bindungen an die jetzigen Machthaber, vor allem die Militär-Größen in Harare, gehen bis in die 60er-Jahre zurück, als afrikanische Befreiungskämpfer in Maos Militärakademien geschult wurden. Mugabe selbst wählte für seine Gruppierung China als Patronatsmacht, nachdem ihn die Sowjets zurückgewiesen hatten. Heute geht es in diesen Stellvertreterfehden viel eindeutiger um den Zugang zu den Minen der Moderne: den Rohstoffvorkommen und den Arbeitsmärkten. China hat in Dschibuti einen Hafen gepachtet - ein Ort, von dem sich Macht projizieren lässt, auch mithilfe des Militärs.

Dieser neue Kolonialkampf wird sich nicht mit Radpanzern, sondern an den Märkten und in den Köpfen entscheiden. China leidet inzwischen selbst an Überschuldung, allzu viele Gönnerprojekte in Afrika sind da nicht mehr drin. Zweitens stellte man in Peking fest, dass das Investitions-Überall in Afrika nicht tragfähig ist. Projekte überall auf dem Kontinent scheitern, weil sie nicht nachhaltig angelegt sind. Und drittens begleitet dieses chinesisch-afrikanische Verhältnis ein wechselseitiger Rassismus. Tiefes Misstrauen herrscht auf beiden Seiten.

Der Freiheitskämpfer Mugabe erhielt noch seine Waffen aus China. Heute kann er froh sein, wenn Peking aus Eigeninteresse einen offenen Krieg der Lager in Simbabwe verhindert. Chinas globale Verantwortung, gerade noch auf dem Parteitag proklamiert, ist schneller sichtbar geworden als vermutet.

© SZ vom 18.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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