China:Millionen-Migration

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Rund 5,2 Millionen chinesische Emigranten haben sich mittlerweile dauerhaft im Ausland niedergelassen, nicht zuletzt um ihr Vermögen dem Zugriff der Behörden ihres Landes zu entziehen. Die Regierung in Peking findet das überhaupt nicht gut.

Von Lea Deuber

Das Leben sei einsam, es sei langweilig und weit entfernt von allen Träumereien: Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua zählt in einem Bericht über die Emigration chinesischer Staatsbürger "die Plagen" des Lebens in Europa auf. Der Regierung in Peking ist die Praxis anderer Staaten schon lange suspekt, Pässe und Aufenthaltsgenehmigungen zu verkaufen. In China bieten mittlerweile zahlreiche Agenturen zahlungskräftigen Kunden ihre Hilfe bei der Emigration an. Sie kümmern sich um Papiere, Investitionsobjekte und beraten beim Transfer des Vermögens. Rund 5,2 Millionen chinesische Emigranten haben sich nach staatlichen Angaben dauerhaft im Ausland niedergelassen. Wie viele von ihnen sich das Aufenthaltsrecht mit einem sogenannten Goldenen Visum erkauft haben, ist unklar.

Es sind besonders wohlhabende Chinesen, die gerne die Chance nutzen, mithilfe von ein paar Hunderttausend Dollar die Volksrepublik zu verlassen. In einer Befragung des Shanghaier Hurun Research Institute unter 224 Millionären gab knapp die Hälfte an, bereits emigriert zu sein, den Weggang zu planen oder konkret darüber nachzudenken. Im Schnitt besaßen die Befragten 4,5 Millionen Dollar. 83 Prozent gaben als Grund den Zugang zu besserer Bildung an, 69 Prozent immerhin die Umweltverschmutzung im Land. Auch lockerere Visabestimmungen und bessere Gesundheitsversorgung wurden genannt.

70 Prozent der Befragten besitzen bereits Immobilien und anderes Vermögen im Ausland. David Chen von der kanadischen Agentur Visas Consulting Group mit zehn Standorten in der Volksrepublik sagt, dass für reiche Chinesen ein ausländischer Wohnsitz oder Pass auch eine "Garantie für ökonomische Sicherheit" darstelle. So könnten sie ihr Geld vor den Zugriffen durch die Behörden schützen. Auch für Angehörige der Mittelschicht kann ein Umzug attraktiv sein. Soll das Kind eine internationale Schule oder Universität besuchen, kann der Kauf einer Aufenthaltsgenehmigung in einem Land mit gutem Bildungssystem unter Umständen billiger kommen als die Studiengebühren für einen chinesischen Staatsbürger. Häufig zieht dann nur ein Elternteil mit, um das Kind zu begleiten.

Unter den zehn beliebtesten Ländern sind laut dem Shanghaier Institut sieben europäische Staaten, darunter Großbritannien, Zypern, Malta und Portugal. Irland sei aufgrund seiner niedrigen Unternehmenssteuern beliebt. Griechenland sei "eine der besten Möglichkeiten" bei gleichzeitig "niedrigen Kosten". Dort stammt laut Xinhua knapp die Hälfte der Goldenen-Visa-Besitzer aus China.

© SZ vom 23.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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