China:Krisenvirus

Hat die Regierung aus der verheerenden Sars-Epidemie 2003 gelernt?

Von Lea Deuber

Gerade hieß es noch, die Lage sei unter Kontrolle. Nun sollen bereits mehr als 200 Menschen erkrankt sein. Der sprunghafte Anstieg von neuen Infektionen in China lässt die Zweifel an der Transparenz chinesischer Behörden wachsen. Während viele Aspekte im Fall der neuen Lungenkrankheit aus Wuhan noch unbekannt sind, ist eine Sache sicher: Viele fühlen sich schon jetzt an 2003 erinnert, als Tausende Menschen an Sars erkrankten. Die Behörden hatten den Ausbruch drei Monate lang vertuscht. Peking muss im Fall des neuen Virus beweisen, dass es aus der Krise gelernt hat.

Dieses Mal hat China die Weltgesundheitsorganisation WHO früh einbezogen. Trotz der neuen Krankheitsfälle ist das ein gutes Zeichen. Der Ausbruch vor 15 Jahren war nicht nur ein Gesundheitsproblem. Er löste in Peking die schwerste Regierungskrise seit den Massenprotesten 1989 aus. Chinas Wirtschaftswunder geriet ins Stocken. Die Offenheit, wenn auch verspätet, hat das Regime damals gerettet. Peking sollte das nicht vergessen.

Unerlässlich ist auch, dass Akteure wie die Weltgesundheitsorganisation nun frei arbeiten können. Das Nachbarland Taiwan ist auf Druck Chinas kein Mitglied der WHO. Möglicherweise wäre es ein guter Zeitpunkt, über die Sinnhaftigkeit dieser chinesischen Strafaktion nachzudenken.

© SZ vom 21.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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