China:Geschönte CO₂-Statistik

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China hat offenbar seinen Kohleverbrauch über Jahre falsch angegeben: Die Zahlen wurden rückwirkend bis zum Jahr 2000 angehoben.

China hat seinen Kohleverbrauch über Jahre hinweg deutlich zu niedrig angegeben. Die chinesische Statistikbehörde habe die Angaben nun für mehrere Jahre um bis zu 17 Prozent angehoben, berichtete die New York Times am Mittwoch. Allein für 2012 sei die Angabe für den Kohleverbrauch um 600 Millionen Tonnen angehoben worden - mehr als 70 Prozent des US-Jahresverbrauchs.

Die Korrekturen wurden wenige Wochen vor der UN-Klimakonferenz in Paris öffentlich, bei der insbesondere von China als dem größten Verursacher von klimaschädlichen Gasen Zusagen für eine Begrenzung des Kohlendioxid-Ausstoßes erwartet werden. Chinas Kohlendioxid-Ausstoß lag laut der nun veränderten Statistik um einen kompletten Jahreswert Deutschlands über den bisherigen Angaben.

Ein Vergleich verschiedener Ausgaben des chinesischen Statistischen Jahrbuchs ergab, dass Zahlen bis zum Jahr 2000 rückwirkend verändert wurden. Die chinesische Statistikbehörde wollte dafür zunächst keine Erklärung abgeben.

Die neuen Werte seien "sicherlich zuverlässiger" als die vorherigen, sagte Song Guojun, Professor für Umweltökonomie an der Renmin-Universität in Peking. Kohle als Energieträger sei in China sehr verbreitet, der Verbrauch im nicht-staatlichen Bereich sei teilweise nicht in die Statistik eingegangen.

Erst am Montag hatten Chinas Staatschef Xi Jinping und der französische Präsident François Hollande in Peking vereinbart, sich bei der UN-Klimakonferenz in Paris für "ein ehrgeiziges und rechtlich bindendes Abkommen" einzusetzen. Von den Zusagen Chinas hängt bei der UN-Klimakonferenz in Paris auch das Verhalten vieler anderer Regierungen ab.

Die Überarbeitung der Statistiken müsse die Verhandlungen in Paris nicht unbedingt negativ beeinflussen, sagte der Klimawandel-Experte Yang Fuqiang von der Umweltschutzorganisation NRDC. Peking strebe ohnehin keine Festlegung auf einen absoluten Höchstwert an CO₂-Emissionen an, sondern lediglich darauf, wann dieser Höchstwert eintrete. Bislang peilt China das Jahr 2030 für den Höchststand an. Nach Einschätzung des Klimawandel-Experten Yang könnte der Höchststand aber schon vor 2020 erreicht werden, da das chinesische Wirtschaftswachstum sich verlangsamt hat und die Bedeutung der Schwerindustrie nachlässt.

© SZ vom 05.11.2015 / AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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