CDU in Baden-Württemberg:Die schwarze Schwarze

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Sylvie Nantcha, neues Vorstandsmitglied der Südwest-CDU, hat afrikanische Wurzeln - und Ansichten, die den Leuten in der Union gut gefallen.

Bernd Dörries

Vom Parteitag der baden-württembergischen CDU haben manche einen Rechtsruck erwartet oder befürchtet. Oder zumindest eine genauere Standortbestimmung dessen, was heute konservativ ist in der CDU. Der neue Landeschef Stefan Mappus hatte sich da so seine Gedanken gemacht in der Vergangenheit, ihm waren die Christdemokraten oft nicht schwarz genug.

"Ich bin ein Beispiel für gelungene Integration und Bildungsbiographie", sagt Sylvie Nantcha, die neue Frau im Landesvorstand der CDU in Baden-Württemberg. (Foto: Foto: dpa)

Und die CDU im Südwesten ist tatsächlich schwärzer geworden am Wochenende, aber ganz anders als gedacht. Man darf das so sagen, weil Sylvie Nantcha es ja selbst so gesagt hat. "Die CDU in Baden-Württemberg braucht eine richtig schwarze Kandidatin", rief sie den Delegierten zu, die darüber lachten und sie mit dem drittbesten Ergebnis in den Landesvorstand wählten. Als erste Frau mit afrikanischen Wurzeln. Als schwarze Schwarze sozusagen.

"Ich bin ein Beispiel für gelungene Integration und Bildungsbiographie", sagt Nantcha, 35. Aber sie wurde nicht nur als Beispiel gewählt. Sondern weil sie auch Ansichten hat, die den Leuten gut gefallen in der CDU. Integration bedeute für sie fordern und fördern. "Nein zu Parallelgesellschaften und ja zur deutschen Sprache", sagte Nantcha auf dem Parteitag. Sie musste in ihrer Rede keine Pausen machen, damit die Delegierten wissen, dass sie nun klatschen dürfen, sie taten es von alleine.

Nantcha ist in Kamerun geboren, ihre Eltern haben dort drei Hotels, eine Familie, die viel Wert auf Bildung legt. Vor 18 Jahren kam sie nach Freiburg, um Germanistik zu studieren, und fand schnell Anschluss bei den anderen Studenten, vor allem aber in der Kirchenarbeit, wo sie auch für die CDU entdeckt wurde.

"Die christlichen und humanistischen Werte sind das Fundament unserer Gesellschaft", sagt sie. "Für mich ist das C mehr als nur ein Buchstabe." Diesen Satz hat man in der CDU schon länger nicht mehr gehört. Zumindest nicht mit so viel Nachdruck.

Ansonsten vertritt Nantcha auch Ansichten, die ganz gut zu den Grünen passen könnten oder zur SPD. Das Thema Integration ist ihr wichtig. Seit sechs Jahren ist sie deutsche Staatsbürgerin, an der Universität hat sie einige Jahre internationale Studenten betreut und dabei geholfen, ausländische Studienabschlüsse anzuerkennen, damit der Zahnarzt aus der Ukraine nicht mehr im Supermarkt an der Kasse sitzen müsse. In Freiburg sitzt sie seit Herbst für die CDU im Gemeinderat, was der Partei ganz gut tut, die im linken Multikulti-Freiburg so schwach ist, dass sie nicht einmal einen eigenen OB-Kandidaten aufstellt.

Es ging also recht schnell in der Politik für Sylvie Nantcha, die sich in der CDU sehr herzlich aufgenommen fühlt. Nur am Anfang hätten manche Frauen gefragt, wie sie das denn alles schaffe, den Beruf und die drei Kinder und dann noch den Gemeinderat. "Das ist ein Grund, warum ich in den Gemeinderat will - damit diese Frage verschwindet."

Auf die Frage, ob sie denn ähnliche Erfahrungen gemacht habe wie der schwarze CDU-Politiker in Thüringen, vor dessen Haus die NPD aufmarschierte, sagt Nantcha: Nein, sie habe sehr viel Positives erlebt. Letztlich ist es ihr Ziel, dass auch diese Frage verschwindet.

© SZ vom 24.11.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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