Union:Hund & Katz

Eine Union? Die Beteuerung der Gemeinsamkeit klingt derzeit nur ranzig.

Von Heribert Prantl

CSU und CDU sind etwa so weit voneinander entfernt wie München und Berlin: sechshundert Kilometer. Die Strecke lässt sich mit Auto, Flugzeug oder Bahn einigermaßen schnell bewältigen. Horst Seehofer ist es gelungen, aus der ordentlichen Verbindung zwischen CSU und CDU einen Holzweg zu machen. Holzwege verbinden keine Orte, sie enden im Nichts beziehungsweise mitten im Wald. Dort steht jetzt die CSU. Der Wahlkampf der CDU/CSU besteht nun aus dem Versuch, den Holzweg zur Straße der unverbrüchlichen Freundschaft zu erklären.

Eineinhalb Jahre lang hat Seehofer die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin beschimpft. Eineinhalb Jahre lang war die Union eine Union von Hund und Katz. Der Friedensgipfel in München, auf dem nun Merkel zur gemeinsamen Kanzlerkandidatin ausgerufen wird, macht das nicht vergessen. Die Gemeinsamkeitsbeteuerungen, die da abgeliefert werden, riechen ranzig. Ein frischer Wahlkampfauftakt ist das nicht. Die Frische ist, völlig unerwartet, auf einmal bei der SPD zu Hause. Seit der Nominierung ihres Kanzlerkandidaten Martin Schulz ist es so, als sei die Partei von den Toten auferstanden.

Mit Angela Merkel darf man fast ein wenig Mitleid haben. Sie hat in den vergangenen eineinhalb Jahren Standfestigkeit gezeigt. Man kann das Haltung nennen. Die SPD könnte sich glücklich schätzen, wenn sie dies dereinst einmal auch von Martin Schulz sagen könnte.

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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