Trotz eisiger Kälte haben die Atomkraftgegner gegen den Castor demonstriert: Schottern, Festketten, Einbetonieren - am Ende hat alles nichts genützt, die radioaktiven Behälter erreichten ihr Ziel. 50 Stunden Fahrt für 1500 Kilometer - für einen Castor-Transport ist das ziemlich schnell. Am Donnerstag abend gegen 21.50 Uhr kam der mit 2500 hochradioaktriven Brennstäben beladene Zug im stillgelegten Kernkraftwerk Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern an.
Nachdem der Castor-Transport auf dem größten Teil der Strecke relativ reibungslos gerollt war, ging es auf den letzten 20 Kilometern nur sehr zäh voran. Mehr als 250 Demonstranten hatten nahe Lubmin eine Sitzblockade errichtet. Zudem hatte es nach Polizeiangaben allein in Mecklenburg-Vorpommern zwölf "Schotter"-Aktionen gegeben. Castor-Gegner hatten dabei Schottersteine aus Gleisbetten entfernt.
Eine Aktivistin hatte sich zusätzlich die Unterarme einbetoniert. Deshalb hatte die Polizei einige Mühe, sie von den Gleisen zu trennen.
Auf einem etwa 40 Meter langen Schienenabschnitt kurz vor Lubmin hatten sich die Castor-Gegner am Donnerstag einen strategisch günstigen Abschnitt für ihre Sitzblockade ausgesucht: In einer Senke belagerten sie die Schienen. An dieser Stelle, so das Kalkül der Atom-Gegner, würde es die Polizei schwer haben, sie von den Gleisen zu tragen.
Die Bahnstrecke bei Vierow, kurz vor Lubmin. Hier, wenige Kilometer vor dem Ziel, war der Widerstand gegen den Transport besonders intensiv. Nicht nur zu Fuß, auch auf dem Pferd patrouillieren Polizisten entlang der Bahnstrecke.
In der Nähe von Ludwigslust ist es den Demonstranten nicht gelungen, den Transport aufzuhalten. Die kleine Gruppe Castor-Gegner drückt ihren Unmut mit einem Transparent aus.
Die Polizeikräfte (rechts) lassen sich von der strategisch günstigen Stelle der Gleis-Blockierer nicht beirren.
Ob die Demonstrantin zur Kasse gebeten wurde, nachdem sie von den Beamten von den Gleisen getragen wurde, ist nicht bekannt.
Schon in der Nacht zum Donnerstag hatten die Castor-Gegner trotz eisiger Kälte in der Nähe von Lubmin ausgeharrt. Mit einer Mahnwache neben dem Anschlussgleis demonstrierten die Aktivisten gegen den Castor-Transport, der aus dem französischen Kernforschungszentrum Cadarache kam.
Ein Demonstrant sitzt in der Nähe der Gleise vor Lubmin auf einem Strohballen und wärmt sich. Viele haben die Nacht dort verbracht.
Am Donnerstagmorgen hatte der Zug Magdeburg erreicht. Dort wurden die Loks gewechselt, Bremsen und Achsen kontrolliert und die Einsatzkräfte, die den Zug begleiten, versorgt. Rund um Magdeburg nahm die Polizei 24 Atomkraftgegner in Gewahrsam, fünf Aktivisten wurden festgesetzt, weil sie auf den Gleisen unterwegs waren.
Der Transport wurde von der Polizei sorgfältig überwacht. Nach Angaben der Bundespolizei waren in Magdeburg-Westerhüsen 19 Menschen auf den Gleisen - zu einem Zeitpunkt, als der Zug noch in Halle stand. Die Polizei räumte die Schienen nach eigenen Angaben in etwa 45 Minuten.
Im Vorfeld hatte die Polizei die Strecke kontrolliert. Hier patrouillieren zwei Polizeibeamte eine verschneite Polizeisperre in der Nähe von Lubmin.
Kurz bevor der Zug in der vergangenen Nacht den Erfurter Hauptbahnhof passierte, kamen Castor-Gegner dem Transport so nahe, dass der Zug sein Tempo auf 30 Stundenkilometer drosseln musste.
Die Castorgegner protestieren nicht nur an den Gleisen. Schon am MIttwoch versammelten sich Demonstranten zu einer Mahnwache vor dem Hauptbahnhof Würzburg.
Auch in Halle gingen Umweltaktivisten auf die Straße. Nach Polizeiangaben versammelten sich etwa 200 Menschen, um lautstark den Ausstieg aus der Atomkraft zu fordern.