Bürgerkrieg in Syrien:Unicef berichtet von Gräueltaten an Kindern

Lesezeit: 1 min

Nach einem Luftangriff auf ein Haus in Aleppo trägt ein Mann ein aus den Trümmern geborgenes Kind auf den Armen (Foto: REUTERS)

Kinder in Syrien würden vergewaltigt, gefoltert und als menschliche Schutzschilde missbraucht. Das wirft das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Regierung und Rebellen vor. Das Assad-Regime weist die Anschuldigungen zurück.

Mittlerweile sind drei Jahre seit den friedlichen Protesten in Syrien vergangen, die sich längst zu einem brutalen Bürgerkrieg entwickelt haben. Welches Ausmaß die Brutalität dieses Konflikts inzwischen angenommen hat, zeigt nun ein Bericht der Vereinten Nationen, der dem UN-Sicherheitsrat vorgelegt wurde. Das Hilfswerk Unicef veröffentlichte damit seinen ersten Bericht über die Situation von Kindern in Syrien. Er umfasst den Zeitraum von März 2011 bis November 2013.

"Das Leid der Kinder in Syrien seit Beginn des Konflikts ist unaussprechlich und inakzeptabel", schreibt UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in dem Bericht.

Dem Bericht zufolge sind seit Beginn des Bürgerkrieges unzählige Kinder verschwunden. Das Assad-Regime habe sogar Elfjährige wegen angeblicher Verbindungen zu Regierungsgegnern verhaftet. Zeugen berichteten Unicef, wie Kinder mit Metallkabeln geschlagen, mit Stromschlägen und Scheinexekutionen misshandelt wurden, wie ihnen Fingernägel ausgerissen wurden. Viele Kinder seien zudem gefoltert worden, um Familienangehörige unter Druck zu setzen. Sie berichteten außerdem von zahlreichen Vergewaltigungen von Jungen und Mädchen durch Mitglieder des Geheimdienstes und Soldaten.

Die syrische Regierung bestreitet die Vorwürfe. Der stellvertretende Außenminister Fayssal Mekdad sagte in Genf: "Ich weise kategorisch zurück, dass Kinder verhaftet wurden. Das sind alles Gerüchte."

Rebellen rekrutieren Kindersoldaten

Doch auch die Rebellen machen sich laut Unicef an Verbrechen an Kindern schuldig. Angeblich versuchen sie verstärkt, Kinder aus Flüchtlingscamps für den bewaffneten Kampf gegen das Assad-Regime zu rekrutieren. Aus Mangel an Bildung und Arbeitsmöglichkeiten entschieden sich Minderjährige in Flüchtlingslagern, zu den Waffen zu greifen. "Viele Jungen geben an, dass sie es als ihre Pflicht empfunden haben, sich der Opposition anzuschließen", sagte Ban.

Auch Regierungstruppen und regierungstreue Milizen schüchterten immer wieder Jugendliche an Kontrollpunkten ein und drängten sie dazu, sich ihnen anzuschließen, heißt es in dem Bericht. Außerdem würden sie von beiden Seiten als menschliche Schutzschilde missbraucht.

"Die Gewalt muss ein Ende haben", so Ban. "Daher fordere ich alle Konfliktparteien auf, ohne Verzögerung alle Maßnahmen zu ergreifen, um die Rechte der Kinder in Syrien zu schützen."

Schätzungen zufolge sind im syrischen Bürgerkrieg mindesten 10 000 Kinder getötet worden. Es ist nicht das erste Mal, dass die Vereinten Nationen Syriens Konfliktparteien Misshandlung von Kindern vorwerfen. Noch nie aber wurden so viele Details genannt.

© Süddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: