Bürgerkrieg:Bleibt noch Haftar

Gute Nachrichten aus Libyen - wenn da nicht einer wäre ...

Von Moritz Baumstieger

Die Ankündigung eines Waffenstillstandes für ganz Libyen ist die beste Nachricht, die seit Langem aus dem Bürgerkriegsland gekommen ist. Die Chefs der konkurrierenden Regierungen im Osten und Westen wollen miteinander reden, den Einsatz von Söldnern zurückfahren, umkämpfte Regionen zu entmilitarisierten Zonen machen und Wahlen vorbereiten. Nach unzähligen Anläufen scheinen sich die politischen Führer endlich auf den richtigen Weg zu begeben. Ob der irgendwohin führt, wissen sie aber nicht.

Das liegt vor allem an einer Person, die jeden Friedensprozess abwürgen kann, wenn sie es denn will. Der Warlord Khalifa Haftar, der seine zusammengewürfelten Kämpfer zur "Libyschen Nationalarmee" ernannt hat, verfolgt eine ganz eigene Agenda: Er will sich selbst an der Spitze des Staates installieren.

Ohne Material aus Russland und den Emiraten, ohne politische Unterstützung aus Ägypten und Frankreich ist Haftar jedoch nicht viel mehr als ein selbsternannter Generalfeldmarschall. Dass er nicht der Mann ist, der Libyen in eine bessere Zukunft führen wird, sollten nach seinen militärischen Niederlagen in diesem Sommer auch Moskau, Abu Dhabi, Kairo und Paris erkannt haben. Dort sollte man Haftar an seine Abhängigkeiten erinnern - und Querschüsse des 76-Jährigen verhindern.

© SZ vom 24.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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