Brief- und Paketzustellung:Beschwerden über die Post nehmen drastisch zu

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Mehr als die Hälfte der Briefkästen wird nur noch einmal am Tag geleert - die Zahl der Reklamationen steigt um 50 Prozent.

Von Benedikt Müller und Jan Schmidbauer, Düsseldorf/München

Immer mehr Kunden ärgern sich über unzuverlässige Brief- und Paketzustellungen in Deutschland. Wie die Bundesnetzagentur mitteilt, ist die Zahl der Beschwerden im vergangenen Jahr um 50 Prozent gestiegen. Mehr als die Hälfte der 6100 Reklamationen bezieht sich auf den Briefverkehr. Die Behörde wirft der Deutschen Post, die den überwiegenden Teil der Briefe zustellt, eine erhebliche Qualitätsverschlechterung vor. "In einigen Regionen gibt es nachhaltige Mängel", sagte ein Sprecher.

Die Bundesnetzagentur kritisiert, dass mittlerweile 56 Prozent der Briefkästen nur noch vormittags geleert würden. Kunden müssen ihre Briefe also früher einwerfen, damit diese am nächsten Tag ankommen können. Zudem leere die Post immer weniger Briefkästen sonn- und feiertags. "Dies dürfte mitursächlich sein für das gefühlte Ausbleiben der Briefzustellung an Montagen", schreibt die Behörde in einem Bericht, aus dem die Saarbrücker Zeitung zitierte.

Die Gewerkschaft Verdi warnt, dass diese Unzufriedenheit der Post langfristig schaden könne. "Als privatwirtschaftlicher Konzern überlegt sich die Deutsche Post mittlerweile an jedem Briefkasten, wie sie Geld sparen kann", sagte Verdi-Bereichsleiterin Sigrun Rauch der SZ. "Wenn ihre Dienstleistung dadurch unattraktiver wird, besteht die Gefahr, dass die Kunden dieses Angebot immer weniger nutzen."

Die Deutsche Post stellt an einem durchschnittlichen Werktag 59 Millionen Briefe zu. Das Volumen ist in den vergangenen fünf Jahren aber um knapp acht Prozent zurückgegangen, weil viele Menschen E-Mails statt Briefe verschicken.

Der Konzern bestätigt, dass er die Leerungszeiten seiner 110 000 Briefkästen regelmäßig an das Kundenverhalten anpasse. So lasse die Post wenig frequentierte Briefkästen aus Kostengründen vormittags leeren. "Dasselbe gilt für einzelne ausgewählte Briefkästen in Orten mit einer hohen Briefkastendichte", sagt ein Sprecher.

Die Post betont, dass sie 94 Prozent der Briefe bereits einen Werktag nach der Leerung zustelle. "Das schafft kein anderes Postunternehmen in Europa." Dennoch ließen sich Unregelmäßigkeiten nicht ausschließen, etwa bei kurzfristigen Erkrankungen oder Wettereinbrüchen. Die Bundesnetzagentur bestätigt zwar, dass die Post die gesetzliche Vorgabe einhalte, wonach im Schnitt mindestens 80 Prozent der Briefe binnen eines Werktags zugestellt werden müssen. In einzelnen Regionen bleibe der Konzern aber hinter den Vorgaben zurück. Verdi führt die Mängel auf die Personalpolitik der Post zurück, die "auf Kante genäht" sei. Krankheiten oder Ausfälle könne der Konzern kaum auffangen. "Auch dies geht zulasten der Qualität der Dienstleistung", sagte Rauch.

Die Bundesnetzagentur hatte schon im Dezember einen Anstieg der Beschwerden beobachtet, diesen aber nur auf 25 Prozent beziffert. In der Weihnachtszeit, in der eine Rekordanzahl an Paketen zugestellt wurde, seien viele Reklamationen hinzugekommen.

© SZ vom 19.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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