Brasilien:Gefängnisinsasse Lula wird Präsidentschaftskandidat

Auf ddem Parteitag nur als Pappschild anwesend: Brasiliens früherer Präsident Lula da Silva. Dahiner in echt: Parteichefin Gleisi Hoffmann. (Foto: AFP)
  • In Brasilien stehen im Oktober Präsidentschaftswahlen an.
  • Die Arbeiterpartei hat den inhaftierten Ex-Präsidenten Lula da Silva nominiert. Er ist noch immer der beliebteste Politiker des Landes, doch es ist unklar, ob er wirklich antreten kann.

Ungeachtet seiner langjährigen Haftstrafe ist Brasiliens früherer Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva, 72, erneut als Präsidentschaftskandidat aufgestellt worden. "Wir kamen, um unseren Kandidaten zu bestimmen: Lula", zitierte das Nachrichtenportal Globo am Samstag die Chefin der linken Arbeiterpartei, Gleisi Hoffmann, bei einem Parteitag in São Paulo.

Lula sagte in einer aufgezeichneten Botschaft an den Parteitag: "Diejenigen, die mich verurteilten, sind in einer Lüge gefangen. Brasilien muss seine Demokratie wiederherstellen, sich selbst finden und wieder glücklich sein."

Ob Lula aber tatsächlich für die Wahl am 7. Oktober kandidieren kann, ist fraglich. Der Ex-Staatschef, der von 2003 bis 2010 amtierte, sitzt seit April eine zwölfjährige Haftstrafe wegen Korruption ab. Er selbst bestreitet alle Vorwürfe. Die Kandidatur muss nun am 15. August offiziell bei den Wahlbehörden eingereicht werden. Es wird damit gerechnet, dass ein Wahlgericht die Kandidatur zuvor untersagt.

Umfragen deuten auch an, dass Wähler einen anderen Kandidaten der Arbeiterpartei bei der Präsidentschaftswahl unterstützen würden, falls Lula von einer Kandidatur ausgeschlossen wird.

Wegen mehrerer politischer Skandale durchlebt die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas gerade politisch turbulente Zeiten. Trotz der Korruptionsvorwürfe ist Lula noch immer der beliebteste Politiker des Landes: Der frühere Metallarbeiter führte in den vergangenen Umfragen deutlich mit etwa 30 Prozent der Stimmen. Unterstützt wird er vor allem von den armen Brasilianern. Mit den Sozialprogrammen seiner Regierung hatte Lula im vergangenen Jahrzehnt Millionen Menschen aus der Armut geholt.

Der rechtsgerichtete Kandidat Geraldo Alckmin und die Kandidatin der Grünen, Marina Silva, wurden am Samstag ebenfalls von ihren Parteien für die Präsidentschaft nominiert.

© SZ.de/dpa/AFP/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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