Bono, Geldof, Grönemeyer:Rockstars attackieren Merkel und G-8-Partner

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Die Rockmusiker Herbert Grönemeyer, Bono und Bob Geldof haben die Gruppe der acht führenden Industrienationen (G 8) scharf angegriffen und sie aufgefordert, ihre Zusagen an Afrika einzuhalten.

Claus Hulverscheidt

Grönemeyer sagte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der Musiker in Berlin, Bundeskanzlerin Angela Merkel dürfe beim bevorstehenden G-8-Gipfel im Ostseebad Heiligendamm ,,nicht einfach am Strand sitzen'', sondern müsse die gegebenen Versprechen einlösen.

,,Jede Sekunde, die verstreicht, hat etwas von einem fahrlässigem Umgang mit Menschenleben'', sagte er. Der Sänger der Band U2, Bono, betonte, Deutschland habe in der Welt den Ruf, zu seinem Wort zu stehen: ,,Wenn nun ausgerechnet Deutschland seine Zusagen bricht, werden es alle anderen auch tun.''

Millionen Menschenleben stehen auf dem Spiel

Die Staats- und Regierungschefs aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, den USA und Russland hatten 2005 bei ihrem Gipfeltreffen im schottischen Gleneagles zugesagt, gemeinsam mit Partnerstaaten ihre Hilfen für Afrika bis 2010 um 25 Milliarden Dollar aufzustocken. Seither erhöhten sie die Zahlungen aber um gerade einmal 2,8 Milliarden Dollar.

,,Wenn die G-8-Staaten ihre Anstrengungen nicht umgehend verdoppeln, werden sie die Ziele, die sie sich selbst für 2010 gesetzt haben, verfehlen'', heißt es im Jahresbericht der Afrika-Organisation Data, die von den drei Musikern unterstützt wird. Sollte es dazu kommen, könne dies Millionen Menschen das Leben kosten.

Auch die Bundesregierung hinkt bei der Einlösung ihrer Versprechen weit hinterher: Um die Afrika-Hilfe bis 2010 auf 0,51 Prozent der Wirtschaftsleistung zu steigern, müsste der Entwicklungsetat von derzeit 4,5 Milliarden auf mehr als zehn Milliarden Euro erhöht werden.

Geldorf kritisierte, dass Europa als der reichste Kontinent der Erde mehr Staatshilfen erhalte als Afrika. Die EU-Länder müssten endlich begreifen, dass ,,zwölf Kilometer vor ihrer Südküste'' ein Kontinent beginne, der auch ein Zukunftsmarkt für die Wirtschaft sei. Bono, der sich bereits mit Merkel und der SPD-Führung getroffen hatte, sagte, er sei ,,davon angewidert, dass er immer noch um Hilfe betteln'' müsse. Bei der Afrika-Hilfe gehe es ,,nicht um Mitleid oder Barmherzigkeit, sondern um Gerechtigkeit''.

© SZ vom 16.05.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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