Bertelsmann-Studie:Ungleich besser

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Die Qualität der deutschen Kitas wird insgesamt besser. Dennoch entscheidet in weiten Teilen der Wohnort, wie gut ein Kind in der Krippe oder im Kindergarten betreut wird.

Die Qualität der deutschen Kitas wird insgesamt besser. Dennoch entscheidet der Wohnort, wie gut ein Kind in Krippe oder Kindergarten betreut wird; die regionalen Unterschiede sind enorm. Zu diesem Ergebnis kommt der Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme der Bertelsmann-Stiftung, der am Montag vorgestellt wurde. Es fehle Personal. Nach Berechnungen der Stiftung müssten zusätzlich gut 107 000 vollzeitbeschäftigte Fachkräfte eingestellt werden. Der qualitative und quantitative Ausbau erfordere einen Kraftakt, weshalb Stiftungs-Vorstand Jörg Dräger davon abrät, nun kurzfristig auf Elternbeiträge zu verzichten. Damit widerspricht er der SPD, die Bildung von der Kita bis zum Studium gebührenfrei machen will. "Erst wenn die Qualität stimmt und genügend Betreuungsplätze zur Verfügung stehen", sagte Dräger, "können wir die Beitragsfreiheit angehen."

In der Betreuung seien die Unterschiede zwischen den Ländern enorm. Während etwa Baden-Württemberg gut dastehe, seien Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen bundesweit die Schlusslichter, schreiben die Autoren. Die Stiftung empfiehlt, dass eine Fachkraft maximal drei Kinder unter drei Jahren betreuen sollte. Im Kindergarten sollte eine Betreuerin rechnerisch für 7,5 Kinder da sein. Die Praxis sei anders: 4,3 Kinder auf eine Fachkraft in der Krippe, in Kindergartengruppen 9,2. Das ist im Vergleich zu 2012 allerdings eine leichte Verbesserung. Erstmals hat die Stiftung auch die Kita-Personalschlüssel der Kreise und kreisfreien Städte ausgewertet. Auch hier seien die Unterschiede enorm: In einigen Gebieten Brandenburgs kämen knapp dreimal so viele Krippenkinder auf eine Erzieherin wie in bestimmten Kreisen Baden-Württembergs.

Auch in Krippen zeige sich ein erhebliches Gefälle zwischen dem Osten und dem Westen Deutschlands. In westdeutschen Krippengruppen kümmere sich eine Fachkraft rechnerisch um 3,6 Kinder, in ostdeutschen um 6,0. Allerdings werden in Ostdeutschland auch 52 Prozent der unter Dreijährigen betreut, während es im Westen nur 28 Prozent sind.

Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert ein "bundesweit einheitliches, verbindliches Kita-Qualitätsgesetz". Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) plädiert ebenso für ein solches Gesetz. Um die Betreuung zu verbessern, müsse der Bund dauerhaft mehr Mittel zur Verfügung stellen: "Qualität kostet Geld, aber nirgendwo sonst ist unser Geld besser angelegt. Gute Kitas schaffen gute Chancen für alle Kinder." Im Kern geht es bei den Plänen vor allem um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Erzieher. "Fachkräfte wünschen sich mehr Zeit, um sich den Kindern zuwenden zu können", sagte Barley.

© SZ vom 29.08.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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