Berlin:Kulturkampf

Erbe der großen Koalition: Der Streit um die Berliner Volksbühne nach dem Ende der Ära Castorf gärt weiter.

Von Lothar Müller

Der neue Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) tut sich schwer mit dem Erbe, das ihm die große Koalition hinterlassen hat. Dazu gehört an erster Stelle der Konflikt um die Zukunft der Berliner Volksbühne nach dem Ende der Ära Frank Castorf. Die Berufung des belgischen Kurators Chris Dercon zum August 2017 war der kulturpolitische Aufreger des Jahres in Berlin.

Große Teile des Volksbühnen-Ensembles machten Front gegen Dercon, schlichte Parolen waren schnell zur Hand. Etwa die, hier solle ein profiliertes Ensemble-Theater zugunsten eines Event-Zirkus für durchreisende Produktionen aus aller Welt abgewickelt werden. Dercon, im internationalen Kunstbetrieb erfahrener als in der deutschen Theaterszene, tat wenig, um den Konflikt zu entschärfen. Er schwieg sich über sein Konzept aus, weil er dazu nichts sagen konnte oder wollte.

Schon als designierter Senator hat Lederer gesagt, er werde die Personalie überprüfen. Nun hat er in einem Interview nachgelegt. Im Ton konziliant, kündigt er in der Sache harte Verhandlungen mit Dercon an. Der Etat der Volksbühne ab 2017/18 dürfte geringer ausfallen als der Vorbereitungsetat. Vor allem aber stellt der Senator die Frage in den Raum, wo in Berlin Chris Dercon die besten Rahmenbedingungen habe - "an der Volksbühne oder woanders". In diesem rätselhaften "woanders" steckt noch einiges Konfliktpotenzial.

© SZ vom 20.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: