Berlin:Der Demokratie dienen

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Bundestagspräsident Schäuble und Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer gratulieren den Rekruten. (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Zum ersten Mal seit sechs Jahren legen Bundeswehr-Rekruten vor dem Reichstagsgebäude ihr Gelöbnis ab. Damit wollte das Verteidigungsministerium ein Zeichen für die Verankerung der Bundeswehr in der Gesellschaft setzen.

Von Thomas Jordan, Berlin

Gerade hat er noch zackig "Zugleich" gerufen, die Losung seiner Panzergrenadiere, da zeigt sich auf einmal ein Lächeln auf den Lippen von Pascal Kischnick. Dann geht alles ganz schnell: Aus dem Lächeln wird ein Lachen, dann umringen ihn seine Eltern und Verwandten, Smartphones werden gezückt, Fotos gemacht. "Erleichterung" empfinde er, sagt der 17-Jährige aus Mecklenburg-Vorpommern, als alles vorbei ist. Kischnick ist einer von beinahe 400 Rekruten, die am Dienstag auf dem Platz vor dem Reichstag ihr Gelöbnis abgelegt haben.

Zuvor herrschte eine ernste, angespannte Atmosphäre bei der ersten öffentlichen Vereidigung der Rekruten vor dem Reichstagsgebäude seit sechs Jahren. Das Areal war von 900 Polizisten und 50 Feldjägern weiträumig abgesperrt. Eine angemeldete Gegendemonstration, an der laut Polizei etwa hundert Menschen teilnahmen, fand am Holocaust-Mahnmal statt. Zu weit weg, als dass man sie von der Ehrentribüne mit den 1750 geladenen Gästen aus Politik, Kirche und Gesellschaft hätte hören können.

Bei Temperaturen nahe null Grad harrten die angehenden Soldaten eineinhalb Stunden aus. In ihrer Ansprache versicherte ihnen Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) ihre Unterstützung. "Die Bundeswehr ist ein unverzichtbarer Teil unserer Gesellschaft", sagte sie und versprach ihnen für ihre Aufgabe "beste Rahmenbedingungen". Mit auf den Weg gab die Verteidigungsministerin den Rekruten einen Spruch aus den Anfangszeiten der Bundeswehr, die an diesem Tag ihren 64. Geburtstag feiert: "Nur, was lebenswert ist, ist es auch wert, es zu verteidigen" sagte die Ministerin und erinnerte an die Bindung von Staat und Bundeswehr an die Werte von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) schlug in seiner Gelöbnisansprache einen Bogen zur deutschen Wiedervereinigung. Schäuble nannte die Bundeswehr eine "Armee der Einheit", die nicht einen "Staat im Staat", sondern "ein Vorbild für die gesamte Gesellschaft" darstelle. Zugleich mahnte er: "Den Frieden zu schaffen, ist nicht kostenlos, das hat einen moralischen Preis." In einer globalisierten Welt, in der auch entfernte Konflikte weitreichende Auswirkungen auf Deutschland hätten, dürfe man sich aber "nicht wegducken, wo es eines deutschen Beitrags bedarf".

© SZ vom 13.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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