Belgien:U-Bahn soll wieder fahren

Lesezeit: 2 min

Ödnis in der Hauptstadt: Wegen des Terroralarms blieben am Montag Sicherheitskräfte in Brüssel an einigen Stellen weitgehend unter sich. (Foto: Emmanuel Dunnand/AFP)

Das Land verlängert aber die höchste Terrorwarnstufe bis Montag.

Belgien hat am Montagabend die höchste Terrorwarnstufe für die Hauptstadt Brüssel bis nächsten Montag verlängert. Allerdings sollen Schulen und die U-Bahn bereits von Mittwoch an wieder öffnen. Dies solle nach und nach geschehen, teilte Premier Charles Michel nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates mit. "Die Situation bleibt unverändert", sagte Michel. Es bestehe immer noch eine "ernste und unmittelbare Bedrohung".

Vorausgegangen war eine neue Beurteilung der Lage durch das nationale Krisenzentrum. Dieses empfiehlt den Menschen in Brüssel weiterhin, belebte Orte wie Bahnhöfe und Flughäfen zu meiden sowie Konzerte und Großereignisse abzusagen. Seit drei Tagen - seit Samstagmorgen - gilt diese höchste Terrorwarnstufe für Brüssel, in den übrigen Teilen Belgiens gilt weiter die zweithöchste Stufe 3. Die U-Bahn in Brüssel blieb am Montag den dritten Tag in Folge außer Betrieb. Museen, Schulen, sowie zahlreiche Geschäfte und Kinos waren geschlossen. Viele Beschäftigte arbeiteten von zu Hause aus. In der Innenstadt patrouillierten Soldaten. Die belgische Regierung befürchtet ähnliche Terroranschläge wie in Paris.

In einem Vorort von Paris wurde unterdessen am Montag ein Sprengstoffgürtel ohne Zünder gefunden, wie die Staatsanwaltschaft am Montagabend bestätigte. Der Gürtel enthalte den gleichen Sprengstoff, der bei den Anschlägen vom 13. November verwendet wurde, sagte ein Polizeibeamter. Außerdem wurde er in der selben Gegend gefunden, in der das Mobiltelefon des Flüchtigen Verdächtigen Saleh Abdeslam am Tag des Anschlags geortet worden war. Ein Müllmann hatte den Gürtel demnach am Montag in Montrouge südlich von Paris in einem Müllhaufen entdeckt.

Ein belgischer Richter erhob unterdessen am Montag Anklage gegen einen am Vortag festgenommenen Verdächtigen wegen der Anschläge von Paris. Dies teilte das Büro des Generalstaatsanwalts am Abend in Brüssel mit. Die 15 Personen, die gemeinsam mit dem Mann festgenommen worden waren, seien wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Bei Razzien hatte die belgische Polizei am Sonntag 16 Menschen festgenommen, am Montag weitere fünf. Von diesen blieben drei weiter in Gewahrsam, teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit.

Die Festnahmen führten allerdings zunächst nicht zur Verhaftung des dringend gesuchten Salah Abdeslam. Der 26-Jährige soll an den Anschlägen von Paris beteiligt gewesen sein, bei denen am 13. November 130 Menschen starben und Hunderte verletzt wurden. Der Franzose wird von den Ermittlern verdächtigt, Logistiker der Terrorkommandos gewesen zu sein. Sein Bruder Brahim sprengte sich während der Anschlagsserie in einem Pariser Restaurant in die Luft. Wenige Stunden nach den Anschlägen soll sich Salah Abdeslam nach Belgien abgesetzt haben.

Müllmann entdeckt Sprengstoffgürtel in Pariser Vorort Montrouge

"Die Ermittlungen werden fortgesetzt, bis wir das Problem gelöst haben", sagte Belgiens Innenminister Jan Jambon dem Sender Bel RTL.

Die Europäische Union erhöhte die Sicherheitsvorkehrungen an ihren Einrichtungen in Brüssel. Der EU-Rat sagte einen Großteil der Sitzungen ab. Nur wenige wichtige Treffen, unter ihnen das der Finanzminister der Euro-Gruppe, sollten stattfinden.

© SZ vom 24.11.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: