Beamtenbund:Modell Kammersänger

Muss der Verbandsvorsitzende auch Beamter sein? Über die gedankliche Verzwergung einer Institution, die eigentlich Gutes leistet.

Von Detlef Esslinger

Den allermeisten Menschen dürfte völlig egal sein, wen der Beamtenbund an diesem Montag zum Vorsitzenden wählt. In der Regel wirken seine Funktionäre jenseits des Publikums (dort aber sehr effektiv) daran mit, dass der öffentliche Dienst so viel besser ist, als manches Klischee dies nahelegt. Diese Vorsitzendenwahl scheint aber auch deshalb nichts Besonderes zu sein, weil hier zwei Männer namens Silberbach und Walter konkurrieren, zwei in der Öffentlichkeit absolut Unbekannte also.

Doch eine Demokratie braucht lebendige Organisationen der Zivilgesellschaft, und jede Organisation ist nur so gut wie das Personal, das sie vertritt. Das Problem beim Beamtenbund ist, dass nicht bloß debattiert wird, wer der bessere Chef wäre. In diesem Milieu gibt es immer noch den Typus Vortragender Legationsrat, der sich etwas darauf einbildet, dass er aus der Zeit gefallen ist, und der meint, dass an der Spitze eines Beamtenbundes partout ein Beamter stehen müsse (was nur einer der Kandidaten, Walter, ist).

Dieses Argument spaltet die Organisation, weil es ignoriert, dass längst ein Drittel der Mitglieder Angestellte sind, und nicht Beamte. Das Kriterium sollten also die Qualitäten der Bewerber sein, und nicht, ob ihr Status zum Verbandsnamen passt. Der Sieger darf gerne Beamter sein. Aber er muss es nicht. Es verlangt ja auch keiner, dass ein Kammersänger nur in der Kammer singt.

© SZ vom 20.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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