Beamtenbund:Jetzt soll's lauter werden

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Die beiden Kandidaten könnten unterschiedlicher kaum sein, der eine ist gar kein Staatsdiener: Der Beamtenbund wählt einen neuen Chef. Dabei merken die Mitglieder auch, dass sie einen sehr agilen Ehrenvorsitzenden haben.

Von Detlef Esslinger, Berlin

Der Beamtenbund (DBB) bekommt an diesem Montag einen neuen Vorsitzenden, aber wer es sein wird, ist kaum zu prognostizieren. Der bisherige Chef Klaus Dauderstädt geht in den Ruhestand. Normalerweise ist es so, dass es in solchen Fällen entweder einen auserkorenen Nachfolger gibt, der nur noch formal bestätigt werden soll - oder zumindest einen eindeutigen Favoriten. Beim Beamtenbund indes gibt es zwei Kandidaten, und auf keinen würde jemand höhere Wetten abschließen.

Echte Alternative: Die Kandidaten unterscheidet vieles. Ulrich Silberbach gilt als "leichter Favorit". (Foto: Marco Urban)

Der eine der beiden Aspiranten ist Ulrich Silberbach, er trägt zumindest das Prädikat "leichter Favorit". Silberbach, 56 Jahre alt, ist Vorsitzender der Gewerkschaft Komba, die Arbeitnehmer und Beamte bei den Kommunen organisiert. Mit 90 000 Mitgliedern ist die Komba eine der größeren der 43 Gewerkschaften, die den DBB bilden (Das D im Kürzel ist noch aus der alten Bezeichnung "Deutscher Beamtenbund" übrig geblieben). Silberbach ist der Mann, auf den sich maßgebliche Funktionäre im Beamtenbund Anfang des Jahres als Nachfolger von Dauderstädt geeinigt hatten.

Der Gegenkandidat heißt Ernst G. Walter, ist 58 Jahre alt und leitet eine Organisation namens "DPolG Bundespolizeigewerkschaft". Mit der sperrigen Bezeichnung sind diejenigen Bundespolizisten umfasst, die in der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) seit 2011 eine eigene Abteilung bilden; bis dahin hatten sie ihre eigene Gewerkschaft.

Zwischen beiden Kandidaten gibt es viele Unterschiede: Silberbach ist ursprünglich Angestellter, er machte eine Verwaltungslehre bei der Stadt Köln und arbeitete dort zu Beginn seines Berufslebens im Ordnungsamt. Walter ist Beamter und wird bei der Bundespolizei als Erster Polizeihauptkommissar geführt; als deren Vize-Chef am Flughafen Düsseldorf war er Vorgesetzter von 800 Mitarbeitern.

Ernst G. Walter ist Beamter und verschickt seit Monaten Positionspapiere. (Foto: N/A)

Silberbach gehört der Bundesleitung des DBB bereits als Vize an, Walter nicht. Beide finden, der DBB müsse für seine 1,3 Millionen Mitglieder wieder lauter werden, als er es in den fünf Jahren unter Dauderstädt gewesen ist; beide haben aber sehr unterschiedlich für sich geworben. Silberbach sagt, sein Wahlkampf bestehe vor allem in seiner täglichen Arbeit für den DBB, damit beweise er ja seine Eignung für das Amt. Walter hingegen schickt seit Monaten Positionspapiere durchs Land, und er will Silberbachs Tätigkeit nicht als Befähigungsnachweis verstanden wissen. Vor ein paar Tagen hat er ein Ranking gesehen, das die FAZ über die 20 wichtigsten Lobbyorganisationen in Berlin erstellte. Der DGB war erwähnt, auch der Tankstellen-Interessenverband; bloß der DBB nicht. Walter sagt: "Das ist doch ein Armutszeugnis für die bisherige Bundesleitung."

Ein bemerkenswerter Unterschied zwischen beiden Bewerbern ist, wie sie ihre Kandidaturen begründen. Silberbach sagt unter Anspielung auf seinen Angestellten-Status, nicht Herkunft, sondern Leidenschaft sei entscheidend. Walter hingegen betont immer gern, die Vertretung der Beamten sei der Markenkern des Beamtenbunds, deshalb müsse nach dem Angestellten Dauderstädt nun wieder ein Beamter an der Spitze stehen. Es gibt im DBB viele, die in diesem Argument eine Gefahr sehen: Zwei Drittel der Mitglieder sind Beamte, ein Drittel sind Angestellte, und wer den Status eines Bewerbers zum Kriterium mache, der schaffe Mitglieder erster und zweiter Klasse.

Silberbach entschloss sich aus eigenem Antrieb zur Kandidatur, Walter wurde davon überzeugt - vom DBB-Ehrenvorsitzenden Peter Heesen, dem die frühe Festlegung auf Silberbach (und wohl auch Silberbach als Person) nicht gefiel. Daraufhin machte er sich auf die Suche. Heesen ist dafür intern viel kritisiert worden; es hieß, für einen Ehrenvorsitzenden sei er ein bisschen zu rührig. Er sieht das anders. Der SZ sagte er am Sonntag: "Ich halte es für einen Gewinn, dass die Delegierten nun zwei Alternativen haben. Das ist gelebte Demokratie."

© SZ vom 20.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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