Bayerische Hochschulreform:Undurchschaubar

Söders Pläne sind wichtig, aber sein Vorgehen ist schlecht.

Von Anna Günther

Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften von staatlicher Gängelei befreien und sie an die Weltspitze treiben, das soll die Reform des Hochschulgesetzes, die Ministerpräsident Markus Söder plant. Diese Idee ist gut, sie ist auch überfällig, die letzte Reform liegt 14 Jahre zurück. Die Hochschulleitungen klagen seit Langem über zu viel Bürokratie und zeitraubende Bettelei beim Wissenschaftsministerium. Studierende wünschen sich echte Mitsprache, mehr Inklusion und Nachhaltigkeit. Auch die Gleichstellung ist bisher nur als Ziel im Gesetz verankert. Das muss konkreter werden: Denn Bayern hat bundesweit die wenigsten Professorinnen.

Aber die Genese der Reform ist katastrophal: Statt Verbände und Opposition am Prozess zu beteiligen, kursierte vor der ersten Expertenanhörung am Mittwoch ein Eckpunktepapier der Staatsregierung, das bei vielen an den Hochschulen Ängste auslöst. Auch das Tempo, mit dem die Neuerungen kommen sollen, lässt selbst Reformfreudige erschaudern.

Offiziell gibt es zwar weder Eckpunkte noch einen Gesetzesentwurf samt Datum. Die Angst vor den Neuerungen aber ist jetzt da, und Angst führt zu Blockadehaltung. Die Staatsregierung muss endlich transparent handeln, dann werden die neuen Ideen auch an den Hochschulen angenommen.

© SZ vom 15.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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