Bargeld:Mit Ecken und Kanten

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Die Briten ersetzen ihre Ein-Pfund-Münze durch ein Zwölfeck.

Von Björn Finke

Alte Gewohnheiten sind schwer loszuwerden. Das trifft offenbar auch auf altbekannte Münzen zu. Runde Ein-Pfund-Stücke tragen Briten seit 1983 in ihren Portemonnaies herum. Doch im März dieses Jahres brachte die königliche Münzprägeanstalt Royal Mint eine neue, eine zwölfeckige Version in Umlauf. Sie soll schwerer zu fälschen sein; ihre runde Vorgängerin ist beliebtes Objekt für Falschmünzer.

Für eine Weile konnten die Untertanen Ihrer Majestät beide Münzen nutzen, aber seit dem 15. Oktober taugt das runde Geldstück nicht mehr als Zahlungsmittel. Händler sollen es nicht mehr akzeptieren; wer noch ein Exemplar zwischen den Sofakissen entdeckt, muss es zur Bank bringen, die es dann einzieht.

Allerdings hat die Regierung die Trägheit ihrer Bürger - und einiger Firmen - unterschätzt. In manchen Bahnhöfen nehmen Fahrkartenautomaten die neue Münze nicht an, obwohl die Betreiber Zeit genug für die Umstellung von rund auf eckig hatten. Zugleich sollen auch nach dem Stichtag in der vergangenen Woche immer noch 400 bis 450 Millionen alter Ein-Pfund-Stücke im Umlauf sein, es gab einmal 1,6 Milliarden Stück davon. Die Briten haben einfach vergessen, diese auszugeben oder zur Bank zu tragen.

Die Billig-Supermarktketten Aldi und Iceland versprechen deshalb, die runden Geldstücke noch bis zum Monatsende zu akzeptieren. Andere Handelsketten weigern sich dagegen, die Münzen anzunehmen - mit der korrekten Begründung, sie seien kein Zahlungsmittel mehr. Für die Kunden ist das verwirrend und ärgerlich.

Immerhin sollen sich Verwirrung und Mühe bei der Umstellung lohnen. Denn die Münzanstalt Royal Mint verkündet, die neue Münze sei das fälschungssicherste Geldstück der Welt. Falschmünzerei klingt zwar nach einem eher mittelalterlichen Verbrechen, aber tatsächlich machen sich Gauner weiterhin die Mühe, Geldstücke nachzuprägen. Nach Angaben der EU-Kommission kommt auf 100 000 Euro-Stücke eine Fälschung. Bei der alten, runden Ein-Pfund-Münze sind sogar 2550 von 100 000 Exemplaren nachgeahmt, schätzt Royal Mint.

Die zwölfeckige Nachfolgerin ist nicht bloß wegen der ungewöhnlichen Form schwerer zu kopieren. Sie ist auch zweifarbig, ein goldener Ring aus Nickelmessing umfasst einen silbern glänzenden Kreis. In der obersten Metallschicht befinden sich aber besondere Pigmente, die nur unter ultraviolettem Licht einer bestimmten Frequenz zu erkennen sind. Alle britischen Geldstücke zeigen ein Portrait von Königin Elizabeth II. Unter dem Hals der Monarchin - dort, wo ihr Dekolleté wäre - ist eine Art Hologramm eingeprägt. Je nach Blickwinkel ist die Zahl Eins oder das Pfundsymbol zu sehen.

Die Umstellung auf die neue Münze ist die größte im Königreich, seit 1998 das 50-Pence-Stück ersetzt wurde. Die runden Pfund-Münzen lässt Royal Mint einschmelzen, sie nutzt deren Nickelmessing für die Herstellung der 1,5 Milliarden eckigen Nachfolger: Seit 2016 produziert die Royal Mint im walisischen Llantrisant die Stücke schon, 140 000 Exemplare pro Stunde. Auf der Münze ist das Antlitz der Königin im Vergleich zu den Vorgänger-Geldstücken gealtert. Ein weiterer Unterschied: Die Queen lächelt zaghaft. Das muss Altersmilde sein.

© SZ vom 23.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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