Balkan-Route:Flüchtlinge überqueren Grenzfluss

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Der viele Regen hat den Fluss Suva Reka anschwellen lassen. Trotz der reißenden Strömung wagten am Montag Hunderte Menschen die Durchquerung. (Foto: Vadim Ghirda/AP )

Sicherheitskräfte nehmen Hunderte Menschen fest, die aus Nordgriechenland nach Mazedonien gelangt sind.

Von Nadia Pantel, München

Mazedonien hat mehrere Hundert Flüchtlinge aus einem Notlager nahe dem griechischen Ort Idomeni gestoppt, die am Montag die Grenze zu Mazedonien überquert hatten. In einigen Medienberichten war von bis zu 2000 Menschen die Rede, die bis zum Abend nach mehrstündigem Fußmarsch den Grenzfluss Suva Reka erreicht hätten. Auf der anderen Flussseite beginnt mazedonisches Territorium. Die Flüchtlinge hätten den Fluss durchquert und seien danach entlang der Grenzanlagen bis zu dem Punkt gewandert, an dem der Zaun endet. Der von den Mazedoniern errichtete Grenzzaun ist an dieser Stelle noch nicht fertiggestellt.

Die griechische Polizei versuchte mehrmals, die Laufenden zu stoppen, ohne jedoch Gewalt anzuwenden. Der Sprecher des Krisenstabs in dem Land, Giorgos Kyritsis, erklärte am Montag: "Der griechische Staat spielt nicht verstecken." Man werde weder direkt noch indirekt den Flüchtlingen dabei behilflich sein, eine geschlossene Grenze zu überwinden. "Im Gegenteil: Wir versuchen, sie daran zu hindern." Auf mazedonischer Seite wurden die Menschen von den Sicherheitskräften erwartet. Polizisten und Soldaten bemühten sich, die Flüchtlinge wieder nach Griechenland zurückzubringen, wie mazedonische Medien unter Verweis auf das Innenministerium berichteten.

Im Lager in Idomeni sind die hygienischen Bedingungen inzwischen verheerend

Der seit Tagen anhaltende Dauerregen hat nicht nur das Notlager bei Idomeni in ein Schlammfeld verwandelt, es hat auch den Fluss an der griechisch-mazedonischen Grenze anschwellen lassen. Aufnahmen zeigen, wie Menschen mit Kindern im Arm sich gegen die starke Strömung stemmen. Am Montagmorgen hatte die mazedonische Polizei gemeldet, dass sie drei Leichen aus dem Fluss geborgen habe. Die Toten seien Flüchtlinge. Im Lager in Idomeni harren weiterhin mehr als 12 000 Menschen aus. Sie hoffen, dass sie die Grenze doch noch legal passieren können. Die meisten stammen nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerk aus Kriegs- und Krisengebieten in Syrien, Afghanistan und im Irak. Die hygienischen Bedingungen im Lager sind inzwischen verheerend. Die griechischen Behörden versuchen seit Tagen, das Lager zu räumen. Allerdings hätten bisher nur etwa 1000 Menschen das Angebot genutzt, die bereitstehenden Unterkünfte zu beziehen.

Das Versprechen der EU an die Flüchtlinge wie auch an die griechische Regierung lautet, dass die Menschen von Griechenland aus umverteilt werden. Allerdings ist noch offen, welche europäischen Länder tatsächlich zur Aufnahme wie vieler Menschen bereit sind.

Ein Reporter des Time Magazine berichtet, in Idomeni kursierten Flyer, die Flüchtlinge dazu aufriefen, den Marsch in Richtung Mazedonien auf eigene Faust anzutreten. Auf den Flugblättern habe gestanden, dass Deutschland zur Aufnahme der Flüchtlinge bereit sei, wenn sie es durch Mazedonien und die weiteren Balkanländer geschafft hätten. Anfang September vergangenen Jahres waren mehr als tausend Flüchtlinge auf Autobahnen von Budapest in Richtung Österreich gelaufen, um den Druck auf die EU zu erhöhen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte sich damals bereit, die in Ungarn Gestrandeten aufzunehmen.

© SZ vom 15.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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