Baden-Württemberg:Nopper dir einen

Lesezeit: 2 min

Der neue OB von Stuttgart gibt sich gern familiär: Frank Nopper mit Frau und seinen beiden Söhnen (Foto: Marijan Murat/dpa)

Der neue Oberbürgermeister von Stuttgart mag Namenswitze und schüttelt auch in Corona-Zeiten gerne Hände - der Erfolg gibt ihm recht. Mit einem neuen "Spirit" will er nun erreichen, dass die Bürger wieder stolz auf ihre Stadt sind.

Von Claudia Henzler, Stuttgart

In den Wochen vor der Oberbürgermeisterwahl stand Frank Nopper oft mit seinen beiden Söhnen vor Einkaufsmärkten herum. Die drei verteilten Wahlkampfbroschüren und Süßigkeiten, die so ähnlich heißen wie der nun gewählte Oberbürgermeister der CDU. "Knoppers vom Nopper", hat Frank Nopper sicherheitshalber dazu gesagt, für den Fall, dass jemand nicht von selbst auf die Verbindung kommen sollte. Der 59-Jährige mag Wortspiele: Das Wahlkampfbüro, das er in einem leer stehenden Laden in der Nähe des Stuttgarter Rathauses eingerichtet hat, taufte er "Nopp-up-Store".

Dass sich die beiden Söhne, 19 und 22 Jahre alt, von Nopper einspannen ließen, hatte mit dem Coronavirus zu tun - Kontakte sollten sich bekanntlich auf wenige unterschiedliche Haushalten beschränken -, ist aber auch typisch für einen Wahlkampf, der stark auf die familiäre Karte gesetzt hat.

Obwohl er 18 Jahre OB von Backnang war, behauptet er, tief in Stuttgart verwurzelt zu sein

Seit 18 Jahren ist Nopper Oberbürgermeister von Backnang, einer Stadt mit 35 000 Einwohnern im Stuttgarter Umland. In Baden-Württembergs Landeshauptstadt aber ist er geboren, dort hat er eine Banklehre absolviert und nach seinem Jurastudium gelebt und gearbeitet. In den vergangenen Monaten hat Nopper quasi ständig darauf hingewiesen, wie tief er in dieser Stadt verwurzelt sei. Mal erwähnte er den Bruder, der für die CDU im Gemeinderat sitzt. Fast immer den Vater, der 1966 für die FDP/DVP als Oberbürgermeister kandidierte und gegen Amtsinhaber Arnulf Klett respektable 39,5 Prozent holte.

In Backnang gab Nopper manchmal Stadtführungen, was seinen Wahlkampfstil offenbar beeinflusst hat. Traf man ihn etwa am Schillerplatz, wurde der sofort zum Platz "mit dem größten Nopperbezug" erklärt, weil der Kandidat im anliegenden Lokal seine Konfirmation gefeiert hatte, seine Eltern in der benachbarten Schlosskirche getraut wurden, und ein Vorfahre nur einen Steinwurf entfernt eine Eisenwarenhandlung betrieb.

In die Kommunalpolitik kam Nopper für die CDU 1994 als Mitglied der Regionalversammlung, die für Entscheidungen zuständig ist, die Stuttgart und das Umland betreffen - etwa die S-Bahn. Dort, auch das erwähnt Nopper gern, habe er neben dem früheren Stuttgarter CDU-Oberbürgermeister Manfred Rommel gesessen.

Er ist Fan der Stuttgarter Kickers - und natürlich auch des VfB

Nopper ist ein Geschichtenerzähler und ein Händeschüttler, der sogar in Corona-Zeiten nicht auf Körperkontakt mit ausgestrecktem Arm verzichten will. Nicht nur das unterscheidet ihn vom grünen Amtsinhaber Fritz Kuhn, dem öfter mangelnde Volksnähe vorgeworfen wurde. Im Stadtteil Degerloch aufgewachsen ist Nopper zwar Fan der Stuttgarter Kickers, aber selbstverständlich auch Anhänger des VfB. Manche sagen ja, dass die Stuttgarter mit Kuhn deshalb nicht warm wurden, weil der immer ein bekennender Fan des FC Bayern war.

Politisch beschreibt sich Nopper als pragmatischen Kommunalpolitiker, für den Parteizugehörigkeiten keine Rolle spielen. Das wird er nun beweisen müssen, denn die CDU stellt in Stuttgart gerade mal zwölf von 60 Gemeinderäten. Als erstes will er einen neuen "Stuttgart-Spirit" erzeugen: Stolz auf die Stadt, die überregional bisher oft mit Negativem wie Feinstaub und Randale in Verbindung gebracht wurde.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: