Baden-Württemberg:Fremd im eigenen Ländle

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Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann will keine "Baden-Quote". (Foto: Marijan Murat/dpa)

Zum 70. Geburtstag Baden-Württembergs findet in Stuttgart die Veranstaltung "Wer wir sind! Wer sind wir?" statt - aber ohne Badener. Die fühlen sich ausgegrenzt.

70 Jahre sind noch lange kein Grund, alte Animositäten zu vergessen. Ganz im Gegenteil. Gerade Jubiläen bergen die Gefahr, dass alte Wunden wieder aufbrechen. So geschehen diese Woche im Bindestrichland Baden-Württemberg. Just vor 70 Jahren waren Schwaben und Badener zusammengezwungen worden. Und nun das: Zum Landesjubiläum gibt es eine Veranstaltung, zu der unter anderem der Landtag einlädt - aber keine Badener. Die fühlen sich ausgegrenzt.

Badische Grünen-Landtagsabgeordnete kritisieren deshalb in einem Brief die Parteikollegin und Landtagspräsidentin Muhterem Aras scharf. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) versicherte, dass seine Regierung alle Landesteile berücksichtige. Er sagte aber auch: "Ich mach jetzt keine Baden-Quote." Die Stuttgarter Zeitung fasste es in ihrer Schlagzeile so zusammen: "Kretschmann kennt keine Badener mehr."

Hintergrund ist die Veranstaltung "Wer wir sind! Wer sind wir?" am 27. April in Stuttgart anlässlich des Landesjubiläums. Dazu haben unter anderem der Landtag und die Landeszentrale für politische Bildung eingeladen - und der Schwäbische Heimatbund. Die Landesvereinigung Baden hatte sich empört gezeigt, dass nur Stuttgarter und württembergische Organisationen beteiligt seien. Es entstehe der Verdacht, dass die Landespolitik "zentralistisch, schwäbisch denkt und auf die Mitwirkung der Zivilgesellschaft des badischen Landesteils verzichtet", hieß es in einer am Donnerstagabend verabschiedeten Resolution.

Der frühere Landtagspräsident Willi Stächele fühlt sich vom "schwäbischen Pferdle" getreten

Der Landtag hatte die Kritik zurückgewiesen: Die eigentliche Landtagsjubiläumsveranstaltung sei erst am 4. Mai - und da seien die Badener dabei. Gerade in einer Veranstaltung, in der es um die Vereinigung beider Landesteile geht, wäre mehr Fingerspitzengefühl gefragt gewesen, legten die badischen Abgeordneten nach.

Der frühere Finanzminister und Landtagspräsident und "Herzblut-Badener" Willi Stächele (CDU) fühlte sich nach den Schlagzeilen gleich vom "schwäbischen Pferdle" getreten. In seiner humoristischen Replik lud Stächele den "geschätzten Ministerpräsidenten" zu einer Weinwanderung nach Südbaden ein, "damit dem aufrechten Stamm der Badener die wahre Bedeutung zuteilwird".

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