Auto-Industrie:Peugeot will Opel kaufen

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Beide Autohersteller haben Jahre der Krise hinter sich, beide bauen ähnliche Modelle. Durch einen Zusammenschluss könnten Tausende Arbeitsplätze in Deutschland verloren gehen

Von Caspar Busse und Max Hägler, München

In der europäischen Autoindustrie bahnt sich überraschend ein Milliarden-Zusammenschluss an. Der französische Hersteller Peugeot Citroën (PSA) will den deutsche Konkurrenten Opel kaufen. Entsprechende Verhandlungen bestätigten am Dienstag sowohl die Franzosen als auch General Motors (GM), die Muttergesellschaft von Opel. Die Gespräche seien schon weit fortgeschritten, heißt es. Schon vor einigen Jahren hatten die beiden Unternehmen eine Allianz geprüft und wieder verworfen. Derzeit werden einige Modelle gemeinsam produziert. Nun könnten die Franzosen sowohl Opel als auch die britische Schwestermarke Vauxhall übernehmen.

Opel erlebt seit Längerem eine Krise, die Sanierung verzögerte sich immer wieder, die Marktanteile schrumpften. 1999 wurden zuletzt Gewinne erwirtschaftet. Im vergangenen Jahr lag das Minus bei 240 Millionen Euro. GM hatte bereits mehrmals einen Verkauf des Europa-Geschäftes durchgespielt, sich dann aber doch dagegen entschieden. Denn ohne Opel und Vauxhall wären die Amerikaner auf dem wichtigen europäischen Markt so gut wie nicht mehr präsent.

Der Autohersteller Opel gehört bereits seit dem Jahr 1929 zu GM und hat in Deutschland wichtige Produktionsstandorte in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern. Das Werk in Bochum war angesichts der Absatzkrise bereits geschlossen worden. Außerdem produziert Opel in Großbritannien, Spanien, Polen und Ungarn. Experten befürchten nach einem Zusammengehen mit den Franzosen einen weiteren deutlichen Arbeitsplatzabbau bei Opel. Beide Hersteller sind im gleichen Segment tätig, die Modelle überlappen sich.

Arbeitnehmervertreter kritisierten das Vorgehen entsprechend. Ein Verkauf wäre eine "beispiellose Verletzung sämtlicher deutscher wie europäischer Mitbestimmungsrechte", teilten IG Metall und Opel-Gesamtbetriebsrat am Dienstag mit. Man sei von den Verhandlungen überrascht worden, werde die Option aber "vorbehaltlos" prüfen. Auch Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) hat GM und Peugeot Citroën scharf kritisiert. Es sei "inakzeptabel", dass die beiden Unternehmen vorab Betriebsrat, IG Metall sowie Landes- und Bundesregierung nicht von ihren Plänen informiert hätten. Opel hat 35 600 Mitarbeiter in Europa, mehr als die Hälfte von ihnen in Deutschland.

Auch Peugeot Citroën steckte vor drei Jahren in großen Schwierigkeiten und musste sogar vom französischen Staat gestützt werden. Frankreich hält seitdem 14 Prozent der Anteile, seit 2014 ist zudem der staatlich kontrollierte chinesische Hersteller Dongfeng mit 14 Prozent beteiligt. Der Konzernchef von PSA, Carlos Tavares, streicht jährlich 2000 Jobs; beschäftigt werden derzeit 184 000 Mitarbeiter.

Experten kritisieren, dass sich "zwei Lahme" zusammentun, von denen jeder für sich genug Probleme habe. Gemeinsam würden Peugeot Citroën und Opel gut vier Millionen Autos verkaufen und in Europa einen Marktanteil von 17 Prozent erreichen und damit nicht mehr weit hinter Marktführer VW liegen.

© SZ vom 15.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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