Außenministerium:Abreise ungewiss

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Deutsche Kreuzfahrt-Passagiere der in Australien gestrandeten MS Artania auf der Heimreise. (Foto: Richard Wainwright/dpa)

Die Rückholung deutscher Touristen stockt in einigen Ländern. Problematisch ist die Lage vor allem in Peru.

Von Daniel Brössler, Berlin

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat wegen der Coronakrise noch im Ausland festsitzende deutsche Touristen um Geduld gebeten. "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes arbeiten rund um die Uhr - wir sind dran", schrieb Maas auf Twitter. 175 000 Urlauber hätten bereits zurück nach Deutschland gebracht werden können. In verschiedenen Orten in der Welt häufen sich Appelle von Deutschen, die über immer schwieriger und zum Teil gefährlicher werdende Umstände klagen. "Es gibt in verschiedenen Ländern Situationen, wo die Rückholung nicht so schnell funktioniert, wie wir uns das wünschen würden", räumte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Montag ein.

In einer Online-Petition wandten sich in Cusco im peruanischen Andenhochland festsitzende deutsche Reisende an die Öffentlichkeit. "Alle Nationen fliegen ihre Staatsbürger aus der Gegend Cusco seit Wochen mit gutem Grund aus. Nur die deutsche Regierung hat es bis heute versäumt, die unmittelbar drohende Notsituation in Cusco zu berücksichtigen und die deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger schnellstmöglich aus dem Gebiet auszufliegen", heißt es dort. Cusco befinde sich auf 3400 Meter Höhe, weshalb schon bei leichten Lungenproblemen schwere Komplikationen zu befürchten seien. Im Falle eines unkontrollierten Ausbruchs der Corona-Epidemie gehöre somit jeder Einwohner zur Risikogruppe. Hinzu komme ein Mangel an Intensivbetten. Außerdem seien Touristen von "sehr konsequenten Quarantänemaßnahmen" betroffen.

Auch vom Auswärtigen Amt wird die Lage in Cusco, wo sich noch mehrere Hundert deutsche Touristen aufhalten, als "sehr schwierig" bezeichnet. Der Sprecher verwies darauf, dass die Rückholung durch sehr eingeschränkt erteilte Landegenehmigungen erschwert werde. Ein ursprünglich geplanter Flug habe verschoben werden müssen. Man hoffe nun, dass für zwei Rückholflüge an diesem Mittwoch und Donnerstag die Landegenehmigungen erteilt würden. Ein Team der Botschaft in Lima sei unterwegs nach Cusco, um die Deutschen dort konsularisch zu betreuen.

Als besonders schwierig erweist sich die Rückholung derzeit auch aus Neuseeland, wo mehr als 10 000 Deusche zumeist in Flughafenhotels ausharren. Reisende dort klagten über unzureichende Informationen durch die Botschaft in Wellington. Nach einem Rückholflug am Freitag seien die Flughäfen wieder geschlossen worden, hieß es vom Auswärtigen Amt. Man arbeite nun daran, dass die Flüge "hoffentlich bald" fortgesetzt werden könnten. Flughagenschließungen wie diese seien "meist kein böser Wille". Die jeweiligen Länder hätten "selbst oft ein großes Interesse daran, dass Touristen schnellstmöglich abreisen, wollen aber gleichzeitig Menschenansammlungen verhindern und Reisebewegungen unter Kontrolle halten".

Insgesamt wertet das Auswärtige Amt die am 17. März begonnene Luftbrücke bislang als Erfolg. Aus 43 Ländern seien Urlauber nach Deutschland zurückgeholt worden, teilte der Sprecher mit. Aus 17 weiteren Staaten sei dies in Zusammenarbeit mit anderen Staaten der Europäischen Union gelungen. Mit der Luftbrücke seien insgesamt 1000 Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes in der Zentrale und den Auslandsvertretungen beschäftigt. "Das ist ein enormer Kraftakt", betonte der Sprecher. Bei der Rückholaktion arbeitet das Auswärtige Amt mit mehreren Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften wie der Lufthansa zusammen. Bei Bedarf werden spezielle Maschinen für die Aktion gechartet. 145 solcher Sonderflüge fanden bis zum Montag statt.

© SZ vom 31.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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