Attentat von Berlin:Konservativer Aufklärer

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Burkard Dregger (CDU), Vorsitzender des Untersuchungsausschusses. (Foto: Wolfgang Kumm/dpa)

Er ist über 50 und sitzt erst seit sechs Jahren im Abgeordnetenhaus. Nun leitet Burkard Dregger gar den Ausschuss zu Anis Amris Attentat auf einen Berliner Weihnachtsmarkt. Doch er kennt das Geschäft schon lange.

Von Jens Schneider, Berlin

Es ist eine der wichtigsten, aber auch eine der schwierigsten Aufgaben, die Berlins Politik gerade zu vergeben hat. Und für einen CDU-Abgeordneten wie Burkard Dregger ist es eine besondere Herausforderung. Er leitet als Vorsitzender den Untersuchungsausschuss zu Anis Amri im Abgeordnetenhaus, der mögliche Fehler der Polizei im Umgang mit dem Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz ermitteln soll. Politisch verantwortlich als Innensenator war damals Frank Henkel, ebenfalls ein Christdemokrat. Dregger versichert jedoch, dass der Ausschuss rückhaltlos aufklären werde. Er denke gar nicht daran, jemanden zu schützen. Zugleich wäre es genauso unfair, vorschnelle Beschuldigungen zu erheben.

Der 53-jährige Dregger kam spät in die Politik, kennt das Geschäft freilich von Kindesbeinen an. Sein 2002 verstorbener Vater Alfred Dregger war einst der wichtigste Nationalkonservative der CDU, führte in der Ära des Kanzlers Helmut Kohl neun Jahre die Bundestagsfraktion. Der Sohn konnte sich eine politische Karriere nicht vorstellen. "Das kam für mich nicht infrage", sagt er. Auch auf den Rat des Vaters hin studierte er Jura mit Stationen in Freiburg, Genf, London und Münster. Er arbeitete in einer Anwaltskanzlei in Dallas. 1995 gründete er seine Kanzlei in Berlin, die er neben der Politik weiter unterhält.

Erst 2009 engagierte er sich in der Partei und errang 2011 ein Mandat im Abgeordnetenhaus. Politisch sieht er sich in der Tradition seines Vaters. Er gilt als der konservative Kopf der Berliner CDU. Als integrationspolitischer Sprecher der Fraktion lehnt er die doppelte Staatsbürgerschaft ab, zugleich aber setzt Dregger sich seit Jahren entschieden für die Integration von Zuwanderern ein, die "alle Rechte und alle Pflichten haben sollen".

Schon 2010 sorgte er für Aufsehen, als er für die verstaubte Berliner CDU ein integrationspolitisches Programm schrieb. Es öffnete die CDU für die vielen Zuwanderer der Hauptstadt: Alle dauerhaft in Deutschland lebenden Menschen sollten "gleichberechtigter Teil unserer großen Kulturnation" werden können.

Der dreifache Vater zählt zu den Vertrauten von Landeschefin Monika Grütters, die Berlins CDU nach deren Wahl-Fiasko von 2016 erneuern muss. Seit dem Sommer ist er "Mitgliederbeauftragter" der Landespartei. Im Abgeordnetenhaus steht er mit dem Fraktionsvorstand vor der Aufgabe, ein klares Profil für die CDU in der Opposition zu entwickeln. Es fällt den Christdemokraten oft schwer, sich gegen die wortgewaltig populistische FDP-Fraktion und vor allem die AfD zu behaupten, die sich in Berlin mit einem gemäßigt rechtskonservativen Kurs etablieren will.

Gegen sie grenzt sich Dregger klar ab. Er wehrt sich auch vehement gegen alle Versuche der Rechtspopulisten, sich als die heutigen politischen Erben seines konservativen Vaters darzustellen. Der sei ein überzeugter Europäer gewesen, sagt er, und: "Alfred Dregger hätte die AfD bekämpft."

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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