Attentat in Arkansas:Todesschütze war arbeitslos

Lesezeit: 2 min

Ein Sonderling, der kurz vor der Tat seinen Job verlor: Am Tag nach dem Attentat auf Arkansas' Demokratenchef wurde der mutmaßliche Täter identifiziert.

Einen Tag nach dem tödlichen Attentat auf den Parteichef der Demokraten im US-Bundesstaat Arkansas sind erste Details über den mutmaßlichen Täter bekannt geworden. Der Mann soll vor kurzem seinen Job verloren haben und war nicht vorbestraft. Nachbarn des unverheirateten 50-Jährigen, der noch bei seinen Eltern lebte, beschreiben ihn als Sonderling.

Dieser 50-jährige Mann soll den Chef der US-Demokraten in Arkansas erschossen haben (Foto: Foto: AP)

Unklar ist nach wie vor, was den mutmaßlichen Todesschützen zu der Tat bewegte. Ersten Ermittlungen verlor er am Mittwoch seinen Job in einem Kaufhaus 50 Kilometer nördlich von Little Rock, weil er Graffiti auf eine Wand des Geschäfts gesprüht haben soll. Kollegen zufolge zitterte der Mann, als er seinen Betriebsausweis abgeben musste.

Anschließend fuhr er nach Little Rock und sprach in der Parteizentrale der Demokraten vor: Er wolle den Parteivorsitzenden Bill Gwatney sprechen und sich als ehrenamtlicher Helfer melden. Als Parteimitarbeiter ihn nicht vorließen, stürmte der Mann einfach in Gwatnesy Büro. Es kam zu einer hitzigen Debatte, dann fielen die Schüsse. Der 48-jährige Politiker starb wenige Stunden später im Krankenhaus.

Nach der Tat floh der mutmaßliche Schütze in seinem Auto, tauchte aber kurze Zeit später wieder im Quartier einer nahe gelegenen Baptistengemeinde auf und richtete seine Handfeuerwaffe auf einen Angestellten. "Er war weiß wie ein Blatt Papier", berichtete Gemeindemitarbeiter Dan Jordan später im Lokalfernsehen. "Ich habe gehört, wie er etwas davon gesagt hat, dass er seinen Job verloren hat."

Der Täter verließ das Gebäude aber ohne zu schießen und raste in seinem blauen Pickup-Truck aus der Stadt, verfolgt von der Polizei. Nach über 30 Kilometern brachten die Beamten ihn zum Stehen. Dem Polizeitbericht zufolge feuerte er auf die Polizisten, diese erwiderten die Schüsse und trafen den Mann tödlich.

Gwatney war ein langjähriger Freund von Bill und Hillary Clinton. Bill Clinton war vor seiner Präsidentschaft Gouverneur in Arkansas. Am Bundesparteitag der Demokraten Ende des Monats in Denver hätte der 48-jährige frühere Senator von Arkansas als sogenannter Superdelegierter teilnehmen sollen. Er stand im Wahlkampf um die Präsidentschaftskandidatur hinter Hillary Clinton, bekundete nach ihrem Ausscheiden aus dem Rennen aber seine Unterstützung für Barack Obama.

Die Clintons reagierten erschüttert und würdigten Gwatney nicht nur als starken Landesvorsitzenden der Demokratischen Partei in Arkansas, sondern auch "als geschätzten Freund und Vertrauten". Auch Obama zeigte sich zutiefst betroffen und bekundete der Familie und den Freunden des Getöteten sein Mitgefühl.

Die Republikanische Partei in Arkansas schickte als Vorsichtsmaßnahme alle Mitarbeiter in ihrem Parteibüro nach Hause. "Unsere Herzen sind bei allen in der demokratischen Parteizentrale", sagte die regionale Geschäftsführerin der Republikaner, Karen Ray. "Was für eine Tragödie."

© sueddeutsche.de/AP/AFP/aho/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: