Atomstreit:Iran stoppt Öllieferungen nach Frankreich und Großbritannien

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Neue Eskalation im Atomstreit zwischen dem Westen und Iran: Das Ölministerium verkündet, dass es kein Öl mehr nach Frankreich und Großbritannien liefert. Einem westlichen Diplomaten zufolge bereitet Iran offenbar einen weiteren Ausbau seines Atomprogramms vor.

Im Streit um Irans Atomprogramm ist Teheran dem vom der EU beschlossenen Ölembargo zuvorgekommen und hat seine Exporte an Europa teilweise gestoppt. Die Lieferungen an französische und britische Firmen seien eingestellt worden, teilte das Ölministerium in Teheran am Sonntag mit.

Eine aufwendige Inszenierung, live im Fernsehen: Irans Präsident Mahmud Ahamadinedschad lässt sich angebliche Fortschritte im Nuklearprogramm zeigen. (Foto: AP)

Im Atomstreit mit Iran hatte die EU im Januar ein Ölembargo beschlossen, das schrittweise bis zum 1. Juli in Kraft treten soll. Daraufhin kündigte Teheran seinerseits einen Ausfuhrstopp an.

Am Mittwoch waren die Botschafter von sechs EU-Staaten in Teheran im Außenministerium vor einem möglichen Exportstopp gewarnt worden. Davon wären auch die Südeuropäer betroffen, die derzeit die größten Abnehmer iranischen Erdöls sind.

Die Nachrichtenagentur AP und die britische BBC vermeldeten zuvor, dass Iran eine deutliche Ausweitung seiner Urananreicherung plant. Unter Berufung auf einen Diplomaten am Sitz der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien berichteten sie, Iran plane tausende neue Zentrifugen in der unterirdischen Urananreicherungsanlage nahe der Stadt Ghom zu installieren, die Uran bis zu drei Mal schneller anreichern können als die bislang in Iran verwendeten Maschinen. Damit könne die Urananreicherung weiter beschleunigt werden. Mit der Installation der Zentrifugen sei jedoch noch nicht begonnen worden, betonten die Gewährsleute.

Erst am Mittwoch hatte Iran in einer aufwendig inszenierten Zeremonie neue Fortschritte in seinem Nuklearprogramm bekanntgegeben und den Atomstreit mit dem Westen weiter angeheizt. Im Beisein von Präsident Mahmud Ahmadinedschad setzten Wissenschaftler das erste im Land hergestellte Brennelement in einen Forschungsreaktor in Teheran ein.

Israels Verteidigungsminister Ehud Barak fordert nun erneut schärfere Sanktionen gegen die Islamische Republik. "Ein nuklear bewaffneter Iran ist nicht nur eine Bedrohung für Israel, sondern für die ganze Welt", so Barak bei einem Besuch in Tokio.

Sollte Iran erst einmal im Besitz einer Atombombe seien, würden auch andere Staaten in der Region wie Saudi-Arabien, Ägypten oder die Türkei Nuklearwaffen haben wollen. Ein solches Wettrüsten müsse verhindert werden. Da die bisherigen Sanktionen Iran nicht zum Einlenken gebracht hätten, müssten die USA und Europa nun noch härtere Strafmaßnahmen verhängen.

Großbritanniens Außenminister William Hague hatte zuvor bereits vor einem nuklearen Wettrüsten im Nahen Osten gewarnt. Teheran lasse keinen Zweifel daran, dass es eine Atombombe bauen wolle, sagte Hague der Zeitung The Daily Telegraph. Sollte Iran erst einmal im Besitz von Nuklearwaffen sein, würden auch andere Staaten in der Region nachziehen.

IAEA-Experten reisen nach Iran

US-Präsident Barack Obama entsandte am Wochenende seinen nationalen Sicherheitsberater Tom Donilon zu Gesprächen nach Israel. Themen des zweitägigen Aufenthalts seien vor allem Iran und Syrien, teilte das US-Präsidialamt mit. Obama hatte kürzlich erklärt, er glaube noch nicht, dass die israelische Regierung schon eine Entscheidung getroffen habe, wie sie auf die iranische Bedrohung reagieren wolle.

In Israel wurde zuletzt offen über einen Angriff auf die Atomanlagen Irans diskutiert, was die Sorgen vor einem militärischen Alleingang Israels gegen seinen islamischen Erzfeind wachsen ließ. Israel gilt als das einzige Land im Nahen Osten, das im Besitz von Atomwaffen ist.

Ein hochrangiges Expertenteam der IAEA reist nun am Sonntag erneut nach Teheran. Das Regime lässt seit Jahren Fragen der IAEA zu seinem Atomprogramm unbeantwortet, bestreitet aber eine militärische Ausrichtung seines Atomprogramms. Die Atomenergiebehörde hofft nun, dass ihre Experten vollen Zugang zu Dokumenten, offiziellen Vertretern und Standorten erhalten.

© Süddeutsche.de/AFP/dapd/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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