Atom-Gespräche:Showdown in Lausanne

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Die Verhandlungen mit Iran über sein Atom-Programm sind in die entscheidende Phase getreten. Die Schlüsselfrage dabei lautet: In welchem Umfang darf Teheran künftig noch Nuklear-Forschung betreiben?

Von Paul-Anton Krüger, Lausanne

Die Atom-Verhandlungen mit Iran sind am Sonntag in die entscheidende Phase getreten. Bis zum Abend sollte der letzte noch fehlende Außenminister der fünf ständigen Mitglieder im UN-Sicherheitsrat sowie Deutschlands (P5+1), der Russe Sergej Lawrow, in Lausanne eintreffen. Ein hochrangiges Mitglied der US-Delegation teilte am Nachmittag mit, die Gespräche könnten bis zum Ablauf der Frist um Mitternacht am Dienstag andauern. Ähnlich äußerten sich andere westliche Diplomaten. Sie traten damit Spekulationen entgegen, dass bereits in allen Schlüsselfragen eine Einigung erzielt worden sei. US-Außenminister John Kerry sagte Termine an diesem Montag in den USA ab, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und sein französischer Kollege Laurent Fabius annullierten eine ebenfalls für diesen Montag geplante gemeinsame Reise in die kasachische Hauptstadt Astana.

Teheran soll fortan mindestens ein Jahr brauchen, um Uran für Waffen herzustellen

Umstritten ist nach Angaben aus Verhandlungskreisen weiter vor allem, in welchem Umfang Iran künftig Forschung und Entwicklung von Nuklear-Technologie betreiben darf. Sollte Iran während der Laufzeit eines etwaigen Abkommens neue, leistungsfähigere Zentrifugen zur Urananreicherung entwickeln, wäre der tragende Pfeiler eines Deals unterminiert. Er soll nach Vorstellung der P5+1 durch technische Beschränkungen sicherstellen, dass Iran mindestens ein Jahr brauchen würde, um genug hochangereichertes Uran für einen atomaren Sprengsatz zu produzieren - und damit genug Zeit für eine Reaktion lassen, sollte das Regime in Teheran entgegen aller Beteuerungen doch nach der Bombe greifen. Derzeit liegt diese sogenannte Ausbruchszeit nach Berechnungen westlicher Staaten zwischen zwei und drei Monaten.

Galt lange die Zahl dieser Maschinen als wesentlicher Streitpunkt, steht nach Angaben von Diplomaten nun die Dauer eines in Phasen gegliederten Abkommens im Vordergrund und die Frage, wann welche Beschränkungen wegfallen würden. Damit verbunden gebe es auch noch schwierige Fragen bei der Aufhebung der Sanktionen des UN-Sicherheitsrats zu lösen.

Dem Vernehmen nach besteht der Westen auf einem Mechanismus, der die Sanktionen automatisch wieder in Kraft setzt, sollte Iran gegen das Abkommen verstoßen. Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif lehnt das ab und fordert eine Aufhebung aller Strafmaßnahmen. Russland würde offenbar eine neuerliche Befassung des Sicherheitsrates vorziehen. Neue Probleme zeichneten sich am Abend über den Vorrat an spaltbarem Material ab. Vizeaußenminister Abbas Araghchi dementierte, dass Iran zugestimmt habe, Uran außer Landes zu bringen. Dagegen haben sich die Vorstellungen bei der Zahl der Zentrifugen soweit angenähert, dass Diplomaten darin keine unüberwindbares Hindernis für ein Abkommen mehr sahen. Ähnliches gelte für Inspektionen durch die Internationalen Atomenergiebehörde. Sie würde die Einhaltung des Abkommen überwachen.

© SZ vom 30.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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