Arbeitsminister Scholz:Die Nulllösung des Olaf Scholz

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Praktikanten sollen ordentlich behandelt werden, findet Arbeitsminister Olaf Scholz. Im eigenen Haus sieht es ganz anders aus: Wer bei ihm Ministeriumsluft schnuppert, bekommt einen Händedruck.

Barbara Vorsamer

Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) ist - theoretisch - ein großer Freund der Praktikanten: Schon im Frühjahr setzte er sich dafür ein, Praktika klar als "Lernverhältnisse" zu definieren und von "Arbeitsverhältnissen" abzugrenzen; eine angemessene Bezahlung wollte er im Bürgerlichen Gesetzbuch festschreiben lassen.

Arbeitsminister Scholz will seine Praktikanten nicht bezahlen. dpa (Foto: Foto: dpa)

In seinem eigenen Ministerium erhalten Praktikanten aber keine Vergütung. Kein Widerspruch, erklärt ein Sprecher im Gespräch mit sueddeutsche.de. Zwei Gruppen von Praktikanten seien ganz klar zu unterscheiden: zum einen diejenigen, die bereits ein Hochschulstudium absolviert haben und die Praktika zum Berufseinstieg nutzen. Nur auf diese Gruppe beziehe sich der Scholz'sche Vorstoß.

Ganz anders sehe es bei denen aus, die während des Studiums Büroluft schnuppern wollen - und nur solche Bewerber stellt das Ministerium ein. Bei ihnen sei das Praktikum "integraler Bestandteil des Studiums", so der Ministeriumssprecher. Weil Studenten materiell abgesichert seien, sei es in Ordnung, sie nicht zu bezahlen. Immerhin bekämen die Praktikanten kostenloses Mittagessen und Zuschüsse zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs.

"Mit diesem Argument kann man sich schon rauswinden", sagt Frank Schneider von der Praktikantenvereinigung Fairwork dazu. Eine kleine finanzielle Aufwandsentschädigung wäre seiner Meinung nach trotzdem angemessen.

Schließlich wohnt nicht jeder Student in Berlin. Die meisten müssen für ein Praktikum im Ministerium umziehen, eventuell entstehen ihnen Kosten wegen doppelter Haushaltsführung oder einer Fernbeziehung.

So war es auch bei Sarah H., Soziologiestudentin aus Mainz. Auch sie sah für ihre Arbeit keinen Cent. Sie fand ihr Praktikum in der Stabsstelle des Arbeitsministerium trotzdem spannend: "Ich durfte in alle Meetings gehen, einmal sogar nach Brüssel reisen und konnte von Anfang an voll mitarbeiten."

Ihr letzter Satz legt nahe, dass auch das Arbeitsministerium womöglich Probleme hat, Lern- von Arbeitsverhältnissen zu unterscheiden - wie von Minister Scholz gefordert.

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