Anschlagspläne:Bundeswehr-Offizier unter Terrorverdacht

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Die Polizei verhaftet einen deutschen Oberleutnant, der sich unter falschem Namen als Flüchtling ausgab. Es wird vermutet, dass er einen fremdenfeindlichen Anschlag plante.

Von Christoph Hickmann und Ronen Steinke, Berlin/München

Ein Oberleutnant der Bundeswehr wird von der Staatsanwaltschaft verdächtigt, sich eine zweite Identität als Asylbewerber zugelegt und einen Anschlag geplant zu haben. Der bereits am Mittwoch im fränkischen Hammelburg festgenommene Verdächtige ist 28 Jahre alt und bei einem Bataillon der deutsch-französischen Brigade in Frankreich stationiert. Die Ermittler gehen bislang von einem fremdenfeindlichen Motiv aus, doch der Fall wirft zahlreiche Fragen auf.

Nach Angaben aus der Bundeswehr war der Offizier bislang nicht negativ aufgefallen. Anfang Februar wurde er dann von der österreichischen Polizei festgenommen, als er am Wiener Flughafen Schwechat eine Schusswaffe des Kalibers 7,65 Millimeter aus einem Versteck in einem Putzschacht holen wollte. Dort hatte er sie nach Angaben der Staatsanwaltschaft Frankfurt Ende Januar deponiert.

Die Ermittlungen führten dazu, dass der Hintergrund des Soldaten genauer überprüft wurde. Demnach meldete sich der Offizier Ende Dezember 2015 unter falschem Namen mit einem Asylbegehren bei den Behörden in Offenbach, von wo er stammt. Nach Angaben aus Behördenkreisen hat sich der Verdächtige den Behörden gegenüber, etwa bei einer Anhörung im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg, als syrischer Christ namens David Benjamin ausgegeben und erklärt, er könne kein Arabisch, sondern nur Französisch. Auch die Variante Benjamin David kam im Umgang mit den Behörden vor. Seit Anfang 2016 war er den Angaben zufolge einer Flüchtlingsunterkunft im bayerischen Landkreis Erding zugewiesen und bezog staatliche Leistungen. Ihm wurde als vermeintlichem Flüchtling subsidiärer Schutz zuerkannt.

Ebenfalls verdächtigt wird ein 24 Jahre alter Student aus Offenbach. Bei ihm haben die Ermittler nach Angaben aus Behördenkreisen diverse Waffen wie Macheten, Granaten, Handfeuerwaffen und Pyrotechnik sichergestellt. Bislang offen ist, was die beiden damit anfangen wollten. Dass sie ein fremdenfeindliches Motiv hatten, führen die Ermittler auf entsprechende Textnachrichten zurück, die sie ausgetauscht haben sollen. Nach Angaben aus Militärkreisen hat sich auch bei einer Vernehmung des Soldaten durch den Militärischen Abschirmdienst der Eindruck festgesetzt, dass es sich um einen rechtsextremistischen Hintergrund handeln könnte. Vor dem Haftrichter, der am Donnerstag in Frankfurt die Untersuchungshaft anordnete, äußerte sich der Offizier nicht.

Er soll sehr sprachbegabt sein und laut Ermittlerkreisen perfekt Französisch sprechen. In Vernehmungen hat er sich offenbar dazu eingelassen, warum er die Schusswaffe am Flughafen in Wien deponiert hatte. Demnach habe er sich für eine Ballveranstaltung in Wien aufgehalten und in diesem Zusammenhang zufällig die Waffe gefunden. Vor dem Rückflug habe er sie loswerden wollen und sie deshalb auf einer Toilette im Putzschacht versteckt. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt geht hingegen davon aus, dass er "eine schwere staatsgefährdende Straftat im Sinne eines Anschlags geplant" habe.

© SZ vom 28.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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