Anschlagserie im Irak:Bombenexplosionen fordern Dutzende Tote

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Bei einer Anschlagserie im Irak sind mindestens 73 Menschen ums Leben gekommen - Dutzende weitere sollen bei den Bombenexplosionen verletzt worden sein. Nach dem Abzug der US-Truppen droht nun ein Wiederaufflammen der Gewalt zwischen sunnitischen und schiitischen Extremisten.

Eine Serie von blutigen Anschlägen auf Schiiten im Irak hat am Donnerstag mindestens 73 Menschen das Leben gekostet; 138 weitere wurden verletzt. Die Welle der Gewalt begann am frühen Morgen, als in zwei schiitischen Vierteln der Hauptstadt Bagdad Sprengsätze explodierten und mindestens 29 Menschen in den Tod rissen. Wenige Stunden später wurden bei einem Selbstmordanschlag im Süden des Landes 45 schiitische Pilger getötet.

Bei einem Anschlag im Bagdader Stadtteil Sadr City sind mindestens zehn Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. (Foto: dpa)

In Bagdad detonierte zunächst im Stadtteil Sadr City eine an einem Motorrad befestigte Bombe in der Nähe einer Bushaltestelle, wie die Polizei mitteilte. Unmittelbar darauf sei eine am Straßenrand versteckte Bombe explodiert. Dabei wurden laut Polizei und Ärzten insgesamt zwölf Menschen getötet. Viele der Opfer seien Tagelöhner gewesen, die auf dem Weg zur Arbeit auf einen Bus gewartet hätten.

Ein dritter Sprengsatz sei rechtzeitig unschädlich gemacht worden. Weniger als zwei Stunden später detonierten nach Angaben der irakischen Behörden in dem ebenfalls überwiegend schiitischen Viertel Kasimija zwei Bomben. Dabei seien mindestens 15 Menschen getötet worden. Nach Angaben von Mitarbeitern einer Klinik wurden mehr als 60 weitere Menschen verletzt.

Der Anschlag im Süden des Landes richtete sich nach Angaben der Behörden gegen schiitische Pilger, die auf dem Weg nach Kerbela waren. Zu den Explosionen kam es demnach in der Nähe der Stadt Nasarija, etwa 320 Kilometer südöstlich von Bagdad an einer Kontrollstelle der Polizei. Mitarbeiter eines Krankenhauses bestätigten die Zahl der Toten.

Die Anschläge hätten darauf abgezielt, "religiöse Zwietracht zwischen den Irakern zu säen", sagte der Militärsprecher Kassim al-Mussawi in Bagdad. Zunächst bekannte sich niemand zu den offenbar koordinierten Bluttaten. Wahrscheinlich ist jedoch, dass sunnitische Aufständische, die mit der al-Qaida in Verbindung stehen, die Anschläge verübt haben.

Der Irak befindet sich in einer schweren politischen Krise, weil die Regierung von Schiiten, Sunniten und Kurden zerstritten ist. Irakische Regierungsbeamte hatten zuletzt vor einem Wiederaufflammen der Gewalt zwischen sunnitischen und schiitischen Extremisten nach dem Abzug der US-Truppen gewarnt. Der US-Einsatz endete im vergangenen Monat. Erst am Mittwoch waren bei Anschlägen auf Häuser von Sicherheitskräften in Bakuba und Abu Ghraib vier Menschen getötet worden.

© AFP/dapd/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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