Angeblicher Milliardenbesitz der Familie Wen:Chinas Staatspartei überprüft Regierungschef

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Besitzt die Familie von Chinas Premier Wen Jiabao wirklich Milliarden Dollar? Die Kommunistische Partei Chinas will das untersuchen lassen. Laut einer chinesischen Zeitung war es Wen selbst, der darum gebeten hat.

Nach einem Pressebericht über ein Milliarden-Vermögen im Besitz der Familie von Chinas Regierungschef Wen Jiabao hat die herrschende Kommunistische Partei offenbar eine Untersuchung dazu eingeleitet. Wen selbst habe den Ständigen Ausschuss des Politbüros der KP, dem er selbst angehört, in einem Schreiben um die Untersuchung gebeten, berichtet die Zeitung South China Morning Post. Er reagiere damit auf einen Bericht der New York Times, wonach seine Familie Reichtümer in Höhe von 2,7 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) angehäuft habe.

Dem NYT-Bericht zufolge verfügt Wen selbst über keine Beteiligungen, genannt werden aber unter anderem seine Mutter, seine Frau, sein Sohn und seine Tochter. Die South China Morning Post berichtete, konservative Parteigrößen, deren Unzufriedenheit mit Wens "moralischer Einstellung" bekannt sei, hätten den Regierungschef gedrängt, "ausführliche Erklärungen zu allen wesentlichen Anschuldigungen abzugeben".

Der Bericht der New York Times steht dem Bild Wens entgegen, ein bescheidener Staatsdiener zu sein, der streng gegen Korruption und Vetternwirtschaft in der Volksrepublik vorgeht. Die Enthüllungen sind besonders brisant, da diesen Donnerstag der 18. Parteitag der Kommunisten beginnt, bei dem Wen Jiabao und Präsident Hu Jintao die Übergabe der Führung an die nächste Generation auf den Weg bringen sollen.

Anwälte von Wens Familie hatten den Bericht als "unwahr" zurückgewiesen. Die chinesischen Behörden reagierten mit weitreichenden Zensurmaßnahmen im Internet auf den Artikel. Die NYT-Webseite war auch am Wochenende in China unzugänglich, und alle Kommentare in chinesischen Internetforen zu dem Artikel wurden gelöscht. Dass nun über die parteiinterne Untersuchung der Vorwürfe berichtet wurde, ist ungewöhnlich. Normalerweise achtet die Kommunistische Partei sehr darauf, dass ihre Interna nicht nach außen dringen.

© Süddeutsche.de/AFP/Reuters/mike - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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