Aktuelles Lexikon:Weltärztebund

Die einzige internationale Organisation, die alle Mediziner vertreten will - ungeachtet ihrer Nationalität und Fachrichtung.

Von Francesca Polistina

Als der Weltärztebund 1947 in Paris gegründet wurde, war der Zweite Weltkrieg erst seit zwei Jahren vorbei - und die Probleme, die Ärzte oder Ärztinnen in ihrem Alltag erlebten, waren ein bisschen anders als heute. In der NS-Zeit waren eine ganze Reihe medizinischer Verbrechen verübt worden, die man nun juristisch sowie ethisch aufarbeiten musste - die Organisation kümmerte sich um Letzteres: Man wollte aus dem, was sich im Dritten Reich ereignet hatte, lernen und neu anfangen. Heute gilt der Weltärztebund als einzige internationale Organisation, die alle Mediziner der Welt vertreten will, ungeachtet ihrer Nationalität und Fachrichtung. Sie umfasst 114 nationale Verbände und mehr als zehn Millionen Menschen - ungefähr die Bevölkerung Schwedens. Ethische sowie sozialmedizinische Fragen sind immer noch der Schwerpunkt: Die Organisation nimmt Stellung zu Themen wie Organspende oder Sterbehilfe und versucht, ethische Standards des ärztlichen Handelns zu formulieren. Wenig überraschend heißt die jüngste Herausforderung: Covid-19. Der Vorstandsvorsitzende, der Deutsche Frank Ulrich Montgomery, hatte zunächst die Maskenpflicht kritisiert - nun warnt er vor Leichtsinn. Von "zweiter Welle" redet er nicht: "Ich glaube, wir sind in einer Dauerwelle", sagte er dem Deutschlandfunk.

© SZ vom 08.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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