Aktuelles Lexikon:Trottellumme

In Deutschland ist die Trottellummen-Kolonie gefährdet.

Von Matthias Drobinski

Wer sie laufen sieht, weiß, warum sie so heißen: Das Gewicht auf den Fußballen und ums Gleichgewicht kämpfend tapsen die entengroßen Vögel auf den Felsvorsprüngen hoch über dem Meer herum. Trottellummen sind zudem langsame Schwimmer und schlechte Flieger. Erst unter Wasser werden sie zum geschickten Fischjäger, der bis zu 180 Meter tief tauchen kann; nur zum Brüten flattern sie auf die Küstenfelsen im Nordatlantik und Nordpazifik. Die Mutprobe ihres Lebens wartet auf die Jungvögel, wenn sie drei Wochen alt sind: Obwohl sie noch nicht fliegen können, stürzen sie sich mit einem Schrei von der Klippe ins Waser - oder, wenn sie Pech haben, auf den Strand, was die meisten immerhin überleben. In Deutschland gibt es nur eine Trottellummen-Kolonie - auf dem Lummenfelsen auf Helgoland, wo 2500 Paare brüten. Die sind, nachdem es schon im Frühjahr ein rätselhaftes Massensterben in der Nordsee gab, zunehmend durch Plastikmüll gefährdet. Vor allem die Basstölpel, die gemeinsam mit den Lummen brüten, verbauten Plastikstoffe in ihren Nestern. Mehr als 100 Vögel im Jahr würden sich in den Plastikfasern verfangen, berichtet der Verein Jordsand, der den Lummenfelsen betreut. Viele Jungtiere können sich nicht mehr ins Meer stürzen. Sie bleiben im Felsen hängen und verhungern.

© SZ vom 25.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: