Aktuelles Lexikon:Treibgut

Wohin treibt der Müll im Meer? Und wem gehört, was am Stand liegt?

Von Matthias Drobinski

Was im Meer treibt und nicht untergeht, ist Treibgut. So einfach ist das - und so problematisch. Denn zusätzlich zu natürlichem Treibgut wie Ästen oder Wasserpflanzen schwimmt da zunehmend Menschengemachtes: Plastik, das im Pazifik einen Strudel viermal so groß wie Deutschland bildet, Wrackteile, Abfall, Flaschenpost - oder, wie zurzeit vor Borkum und mehreren niederländischen Nordseeinseln, fast 300 Container, die das Schiff MSC Zoe verloren hat. Ein eigener Forschungszweig beschäftigt sich mittlerweile mit den Treibgutwanderungen, besonders seit am 10. Januar 1992 ein Frachter fast 30 000 Plastikenten, -frösche und -schildkröten in einem Sturm im Nordpazifik verlor. Die Tiere treiben seitdem als "Friendly Floatees" durch die Weltmeere. An Land wird aus dem Treib- das Strandgut. Lange erlaubte das Strandrecht den Küstenbewohnern zu behalten, was sie dort fanden - was manche dazu verleitete, Schiffe mit Leuchtfeuern auf die nächste Sandbank zu locken und so das Einkommen aufzubessern. In den Niederlanden kann man noch heute behalten, was angespült wird. Schatzsucher haben dort gerade Konjunktur; öffnen dürfen sie gestrandete Container aber nicht. In Deutschland gilt seit 1990 das Fundrecht des Bürgerlichen Gesetzbuchs: Strandgut gehört grundsätzlich dem bisherigen Eigentümer.

© SZ vom 04.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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