Aktuelles Lexikon:Tränengas

Der Reizstoff ist für Demonstranten nicht harmlos.

Von Christian Gschwendtner

Wenn die Polizei gewaltsam gegen Demonstranten vorgeht, hat sie viele Mittel zur Auswahl. Der Einsatz von Tränengas scheint auf den ersten Blick eher harmlos zu sein, schließlich verflüchtigt sich der chemische Reizstoff im Freien schnell wieder. Doch der Eindruck täuscht: Tränengas kann nicht nur kurzfristig zu Husten- und Würgereiz führen, sondern der Gesundheit auch langfristig schaden. Die Folgen reichen bis zu tödlichen Lungenkrankheiten. Bei Unruhen in Bahrain sollen vor einigen Jahren 34 Menschen durch einen Tränengaseinsatz ums Leben gekommen sein. Außerdem wird der Stoff immer wieder mit Fehlgeburten in Verbindung gebracht. Streng genommen handelt es sich bei Tränengas gar nicht um ein Gas, sondern um eine Mischung aus gasförmigen und festen Bestandteilen, ein sogenanntes Aerosol. Üblicherweise enthält Tränengas 2-Chlorbenzylidenmalonsäuredinitril, einen Reizstoff, besser bekannt unter den Anfangsbuchstaben seiner Entdecker Ben Carson und Roger Stoughton: CS. Auch der aus Chilipflanzen gewonnene Wirkstoff Oleoresin capsicum wird häufig von der Polizei eingesetzt. Den einzig wirksamen Schutz gegen diese Reizstoffe bietet eine Atemschutzmaske. Nur fehlt den meisten Flüchtlingen an der mexikanisch-amerikanischen Grenze eine solche Ausrüstung.

© SZ vom 27.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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