Aktuelles Lexikon:Totensonntag

Ewigkeitssonntag, Christkönigsfest, Fest des Jüngsten Tages: Der Tag, an dem Christen ihre Verstorbenen ehren, hatte schon viele Namen.

Von Matthias Drobinski

"Lass die Toten ihre Toten begraben", sagt Jesus im Matthäus-Evangelium. Deshalb lehnten die Reformatoren das Totengedenken der katholischen Kirche am Allerseelentag, dem 2. November, ab. Doch das Bedürfnis der Menschen blieb, sich ihrer Verstorbenen zu erinnern. Von Mitte des 16. Jahrhunderts an tauchte in den Kirchenordnungen der Sonntag vor dem 1. Advent, der letzte im Kirchenjahr, als "Tag des Jüngsten Gerichts" oder "Fest des Jüngsten Tages" auf. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen führte dann 1816 ein allgemeines "Kirchenfest zum Gedächtnis der Entschlafenen" ein. Die Befreiungskriege mit ihren vielen Toten lagen gerade zwei Jahre zurück, der König trauerte noch immer um seine geliebte Frau Luise, das mögen die Motive des Regenten gewesen sein. In den Gottesdienstordnungen wird der Totensonntag Ewigkeitssonntag oder Sonntag vom Jüngsten Tage genannt, um den Glauben an die Auferstehung zu betonen. Der Totensonntag ist heute in allen Bundesländern ein sogenannter stiller Tag, an dem öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen nur erlaubt sind, wenn der "entsprechende ernste Charakter gewahrt ist". Auch deshalb fordert die evangelische Kirche, Adventsmärkte nicht schon am Totensonntag zu eröffnen. Die katholische Kirche feiert diesen Tag als "Christkönigsfest".

© SZ vom 23.11.2019 / mad - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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