Aktuelles Lexikon:Methan

Wie die Menschen mit einem simplen Molekül das Klima anheizen.

Von Patrick Illinger

Die einfachsten chemischen Moleküle entfalten mitunter die größte Wirkung. CO₂ ist ein Beispiel: Geruchsneutral und ungiftig ist es maßgeblich für den Treibhauseffekt in der Erdatmosphäre und somit für die globale Erwärmung verantwortlich. Doch ist es nicht das einzige klimarelevante Gas. Methan zum Beispiel hat eine mehr als 20-mal so große Treibhauswirkung und ist als Molekül ebenfalls simpel gestrickt: Es ist ein Kohlenstoff-Atom, an dem vier Wasserstoff-Atome hängen, CH₄ in der Sprache der Chemiker. Dass beim Thema Klimaschutz vor allem über CO₂ geredet wird, liegt daran, dass die Menschheit von diesem Gas viel mehr ausstößt, weil es bei den meisten Verbrennungsprozessen entsteht. Methan stammt eher aus natürlichen Quellen. Es ist der Hauptbestandteil von Erdgas. Wo Erdöl gefördert wird, fällt oft Methan als lästiges Beiprodukt an und wird "abgefackelt" (daher die Metapher) oder einfach in die Luft geblasen. US-Forscher melden nun, dass die Menschheit zunehmend viel Methan in die Atmosphäre entweichen lässt. 2017 waren es 600 Millionen Tonnen, rund 50 Millionen Tonnen mehr als zehn Jahre zuvor. Während natürliche Methanquellen stabil bleiben, geht die Zunahme auf menschliche Aktivitäten zurück, nicht nur auf die Ölförderung, sondern auch die industrielle Viehzucht.

© SZ vom 16.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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