Aktuelles Lexikon:Malariamittel

Trump propagiert das falsche Medikament im Kampf gegen Corona.

Von Kathrin Zinkant

Die Entdeckung von Medikamenten ist oft eine Frage des Zufalls, und das trifft auch für Arzneien gegen die von Parasiten verursachte Malaria zu. So berichtet die traditionelle chinesische Medizin, dass die Blätter des einjährigen Beifußes gegen die Krankheit helfen. Im Jahr 1970 isolierte die Pharmakologin und spätere Nobelpreisträgerin Tu Youyou dann das bis heute wirksamste Malariamittel Artemisinin aus der Pflanze. Die Medikamente Chloroquin und Hydroxychloroquin wiederum wurden entdeckt, weil Chinarinde eine überlieferte Wirkung gegen Malaria entfaltet. Heute weiß man, wie die Wirkung zustande kommt und nutzt sie auch für andere Krankheiten, etwa zur Therapie von Autoimmunleiden. Gegen eine Krankheit hilft trotz anfänglicher Hoffnungen jedoch keines der beiden Malariamittel aus der Chinarinde: Covid-19. Studien an Patienten haben sogar gezeigt, dass der Einsatz der Medikamente für Infizierte eher schädlich ist. Die Weltgesundheitsorganisation untersucht die beiden Wirkstoffe deshalb nicht weiter in ihren Studien. Die US-Arzneimittelbehörde hat die Zulassung für Hydroxychloroquin als Coronamittel zurückgezogen. Umso erstaunlicher ist, dass US-Präsident Donald Trump sich weiter an Hydroxychloroquin klammert und es sogar selbst schon eingenommen haben will.

© SZ vom 30.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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