Aktuelles Lexikon:Iffland-Ring

Bruno Ganz wurde 1996 der Iffland-Ring von Josef Meinrad testamentarisch zugesprochen. Wer ihm nun nachfolgt, ist noch ungewiss.

Von Lothar Müller

Ringe, die getauscht werden, stiften Lebensbünde. Ringe, die vererbt werden, sind häufig Symbole der Machtübertragung. Von Ringen erzählen Mythen, Volkslieder, Balladen und Dramen wie Lessings "Nathan der Weise". Auf die Zeit des Aufschwungs der Theaterkunst in der klassisch-romantischen Epoche geht der Iffland-Ring zurück. Der Theaterintendant und Schauspieler August Wilhelm Iffland (1759 - 1814), dessen Porträt der diamantbesetzte Eisenring zeigt, war ein Jahrgangsgefährte Schillers und spielte in der Mannheimer Uraufführung von dessen Drama "Die Räuber" den Franz Moor. "Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze", schrieb Schiller in "Wallensteins Lager". Der Iffland-Ring dementiert diesen Satz. Er hebt schon zu Lebzeiten einen Schauspieler aus seiner Zunft heraus und trägt zu seinem Nachruhm bei. Seit 1954 ist er Eigentum der Republik Österreich, vergeben wird er vom jeweiligen Träger, der ihn bis zu seinem Tod innehat. Albert Bassermann, der ihn von 1911 bis 1952 trug, mochte ihn Werner Krauß wegen dessen Auftritt in dem Film "Jud Süß" nicht überantworten. Krauß erhielt den Ring 1954 dennoch vom Kartellverband deutschsprachiger Bühnenangehöriger. Bruno Ganz wurde der Iffland-Ring 1996 von Josef Meinrad testamentarisch zugesprochen. Wer ihm nachfolgt, ist noch ungewiss.

© SZ vom 18.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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