Aktuelles Lexikon:Gesichtsrose

Alle Viren sind gemein, doch manche sind gemeiner.

Von Felix Hütten

Manche Viren sind nicht einfach nur Erreger, sondern wirklich fiese Schurken, die sich etwas besonders Gemeines einfallen lassen, um ihren Wirt zu drangsalieren. Das Varizella-Zoster-Virus etwa folgt der Taktik "schlafender Hund". Meist infizieren sich Menschen mit ihm bereits im Kindesalter, sie erkranken dann an Windpocken; und vergessen den Erreger. Doch die Ruhe ist trügerisch. Denn er schlummert in Nervenknoten über Jahrzehnte und kann aktiv werden, wenn das Immunsystem geschwächt ist, etwa bei sehr betagten Menschen, wie jetzt offenbar bei Papst Benedikt XVI. Anfangs fühlen sich Patienten schlapp, viele spüren ein Brennen oder Jucken in der Haut. Dazu kommt der typische Hautausschlag, auf dem Oberkörper umgangssprachlich oft als Gürtelrose bezeichnet. Die Gesichtsrose hingegen befällt den Augen- und Gesichtsbereich. Oft schwillt ein Lid an, die Patienten leiden manchmal unter ständigem Tränenfluss, andere unter Lichtempfindlichkeit. Besonders problematisch wird es, wenn der Gesichtsnerv Nervus trigeminus betroffen ist, starke Schmerzen und Lähmungen können die Folge sein. Auch schwere Augenentzündungen bis zur Erblindung sind möglich. Patienten werden dann in der Regel im Krankenhaus mit Medikamenten behandelt, welche die Vermehrung des Virus bremsen sollen.

© SZ vom 04.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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