Aktuelles Lexikon:Eisbrecher

Warum die Schiffe für Reisen auf offener See nicht recht taugen.

Von Carina Seeburg

Auf offener See ist die Reise mit einem Eisbrecher ausgesprochen ungemütlich. Der breite Bug kann hohe Wellen nicht elegant durchschneiden und neigt zum seitlichen Rollen. Bei Sturm sind die Schiffe schwer zu manövrieren. Ihre Vorzüge zeigen sie erst, wenn das Wasser von Eis bedeckt ist. Der Bug ist so geformt, dass die gefrorenen Platten nicht von einer scharfen Kante zerschnitten, sondern von der flachen und gewölbten Unterseite nach unten gedrückt werden. So schieben die Schiffe sich auf das Eis, das unter ihrem Gewicht zerbricht. Einige Brecher zerschneiden das Eis zusätzlich auch mit links und rechts vom Rumpf angebrachten Schneiden. Und wenn beides nicht ausreicht, dann wird "geboxt" und "gestampft": Beim Boxen setzen die Schiffe zurück und fahren einen neuen Anlauf auf die Eiswand. Um zu stampfen, werden große Wassermengen zwischen Bug und Heck hin- und hergepumpt, wodurch auch tonnenschwere Boote ins Schwingen geraten. Nach Monaten im Eis ist der Forschungsbrecher Polarstern am Montag wieder in seiner Heimatstadt Bremerhaven eingelaufen und hat damit die größte Arktismission aller Zeiten beendet. Ende September hatte das Schiff das arktische Eis bereits verlassen und sich auf den Heimweg gemacht - durch die offene See.

© SZ vom 13.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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