Aktuelles Lexikon:Coca

Über einen Strauch, der fest zur Kultur des Andenraums gehört.

Von Christoph Gurk

Die Pandemie hat längst auch Folgen für den weltweiten Handel mit Drogen. Grenzschließungen und verminderter Flugverkehr erschweren den Schmuggel, die Schließung von Diskotheken wiederum den Absatz. Die Konsequenzen spüren vor allem die Produzenten, im Falle von Kokain zum Beispiel die Bauern, die in Bolivien, Peru und Kolumbien Erythroxylum coca anpflanzen, den Cocastrauch. Seit Jahrtausenden gehört Coca fest zur lokalen Kultur im Andenraum: Gekaut oder als Tee getrunken dämpfen seine Blätter Hunger und Müdigkeit. 1859 gelang es dem deutschen Chemiker Albert Niemann vermutlich erstmals, den Wirkstoff Kokain zu isolieren. Er wurde zunächst als Schmerzmittel eingesetzt, zunehmend aber als Droge beliebt und bald verboten. Von den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts an wurde Kokain zu einer Modedroge. Um den Handel zu stoppen, übte die US-Regierung Druck aus auf die Erzeugerländer. Plantagen wurden großflächig mit Herbiziden besprüht, mit schweren Folgen für Umwelt und Menschen. Gestoppt werden konnte die Produktion nicht, 2019 hat sie sogar einen Höchststand erreicht. Nun aber sind die Preise für die Cocablätter angesichts der Weltlage massiv gesunken, teilweise um bis zu 70 Prozent. Viele Bauern bringt das in Existenznot.

© SZ vom 28.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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