Aktuelles Lexikon:Borussia

In der Fußball-Bundesliga gibt es wieder ein Konzert der Mächte.

Von paUl munzinger

Preußen thront über Deutschland, und das gleich doppelt, aber im Jahr 2018 muss das niemanden in Angst und Schrecken versetzen - vom FC Bayern einmal abgesehen. Es geht ja nur um Fußball. Und da ist es nach Jahren bleierner bajuwarischer Hegemonie für viele Fans eine erfreuliche Nachricht, dass es in der Bundesliga zumindest vorübergehend wieder ein Konzert der Mächte gibt. Ganz oben in der Tabelle, nach dem Sieg gegen die Münchner noch entrückter als vorher schon: der Ballspielverein Borussia (BVB) aus Dortmund. Direkt dahinter: die Borussia aus Mönchengladbach. Zwei von mehr als 60 Fußballklubs in Deutschland, die noch heute das 1945 von den Alliierten auf die Strafbank der Geschichte verbannte Preußen im Namen tragen. Und zwar, anders als etwa Preußen Münster, in der neulateinischen Variante. Beide Vereine eint, dass sie sich für die einzig wahre Borussia halten, aber ihrem Namen derzeit keine Ehre machen. Die Gladbacher erfreuen sich an der Treffsicherheit eines Stürmers aus, aufgemerkt!, Frankreich, die Dortmunder an der überschäumenden Leichtigkeit ihres jungen Personals. Von Pickelhaubenfußball keine Spur. Im Fall des BVB ist das wohl kein Zufall: Vorbild für den Namen war 1909, so will es die Legende, nicht der Staat Preußen, sondern die Borussia-Brauerei.

© SZ vom 13.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: