Aktuelles Lexikon:Böttcher

Der Berufsstand gehört zu den bedrohten Zünften und hat noch viele andere Namen: Küfer, Binder, Büttner oder Schäffler etwa - doch am Ende stellen sie alle das gleiche her.

Von Annette Zoch

Sie arbeiten mit Holz, Eisen, Feuer und Wasser: Böttcher oder Fassmacher. Das Handwerk hat sich seit mehr als 2000 Jahren kaum verändert. Mühevoll werden die Bretter - Dauben genannt - über offenen Feuerstellen mit Feuchtigkeit bearbeitet und so Stück für Stück in die bauchige Form gebogen. Bereits im ersten Jahrhundert vor Christus stellten die Gallier nach dieser Methode Fässer her. Böttcher heißen je nach Region anders: In Franken Büttner oder Küfer (nach dem alten Wort für Kübel), in Altbayern und der Pfalz Schäffler (nach dem Schaff), in Österreich nennt man sie Binder. Dort gibt es auch noch Berufsschulen, in denen das Handwerk gelehrt wird. Zwar hat der Bundestag am Donnerstag für Böttcher und elf weitere Gewerke die Meisterpflicht wieder eingeführt. Eine Berufsschule gibt es hier aber nicht mehr. Lehrlinge müssen für die Theorie mehrere Monate ins Nachbarland. Die Entwicklung von Stahl- und Kunststofftanks hat die Tradition verdrängt. Heute gibt es noch etwa 35 Betriebe in Deutschland. Erst in jüngster Zeit steigt die Nachfrage wieder - weil die Menschen wieder nach Weinen aus dem Barrique oder Holzfass verlangen und damit wieder mehr Eichenfässer gebraucht werden. Nur lange gelagerte Eiche kommt übrigens infrage. Andere Hölzer wie Nuss oder Ulme ergeben einen muffigen Geschmack.

© SZ vom 13.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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