Aktuelles Lexikon:Blaudruck

Diese uralte Technik wurde nun zum Weltkulturerbe erklärt.

Von Stefan Ulrich

Die wenigsten, die "ihr blaues Wunder erleben", kennen den Blaudruck, von dem die Redewendung stammt. Das soll sich nun ändern, wenn es nach der Unesco geht. Die Weltkulturorganisation hat den Blaudruck auf Antrag von Deutschland, Österreich, Ungarn, Tschechien und der Slowakei zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt. Sie will der uralten, handwerklich-künstlerischen Technik so zum Wiederaufschwung verhelfen. Der Blaudruck wurde im 17. Jahrhundert von Reisenden der niederländischen Ostindien-Kompanie nach Europa vermittelt und breitete sich dort aus. Er diente dazu, blaue Dirndl, Schals, Tischdecken oder Meterware mit weißen Mustern wie Blüten oder Ranken zu verzieren. Die Industrialisierung ließ die meisten Blaudruckwerkstätten verschwinden. Heute üben noch gut zwei Dutzend Betriebe in Europa diese Kunst aus. Dabei tragen die Blaudrucker mit Modeln, den Druckstöcken, eine farbabweisende Substanz auf Leinen-, Baumwoll- oder Seidenstoffe auf. Nach dem Trocknen werden die Stoffe in ein Färbebad gelegt. Später wird die farbabweisende Substanz entfernt, sodass die weißen Muster entstehen. Allerdings ist der Stoff, wenn er aus dem Farbbad kommt, zunächst gelbgrün. Erst durch Oxidation mit der Luft wird er königsblau. Färber und Drucker erleben so ihr blaues Wunder.

© SZ vom 30.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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