Aktuelles Lexikon:Armut

Ein großer Begriff, der viele Definitionen kennt.

Von Friederike-Zoe Grasshoff

Armut ist ein großes Wort, ein übergroßes. Denn Armut bedeutet nicht nur einen Mangel an Geld, bedeutet nicht nur die Unfähigkeit, seine Bedürfnisse zu befriedigen, und keinen Zugang zu sauberem Wasser zu haben; Armut bedeutet auch einen Mangel an Bildung, an Kontakten, an Sicherheit, an gesellschaftlicher Teilhabe. So komplex das Problem, so kontrovers wird auch immer wieder über die Definition diskutiert. Ist man arm, wenn man sich nur Toastbrot leisten kann, weil die Miete schon alles verschlingt? Oder ist man erst arm, wenn das Geld nicht ausreicht, um überhaupt zu essen? Folgt man der Definition der Weltbank, ist ein Mensch dann extrem arm, wenn er weniger als 1,90 Dollar am Tag zur Verfügung hat. Demnach lebten 2015 weltweit rund 700 Millionen Menschen in extremer Armut. Während die Weltbank mit absoluten Zahlen argumentiert, gibt es auch Definitionen, die Armut relativ beschreiben, also im Verhältnis zu anderen. So gilt man in Europa als armutsgefährdet, wenn man über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. 2018 waren 15,5 Prozent der Deutschen armutsgefährdet. Drei Ökonomen, die ihre Forschung der großen Frage widmen, wie man globale Armut bekämpfen kann, haben dafür nun den Wirtschaftsnobelpreis erhalten.

© SZ vom 15.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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