Aktuelles Lexikon:Albtraum

Über einen Zustand, der von der Kunst schon früh mit Atemnot in Zusammenhang gebracht wurde.

Von Francesca Polistina

Der Schweizer Maler Johann Heinrich Füssli ist Autor einer berühmten Darstellung des Albtraums. Im Gemälde, Der Nachtmahr genannt, sieht man eine schlafende junge Frau mit einem hässlichen Kobold, der auf ihrem Bauch sitzt. Dieses Motiv, das in der Malerei verbreitet ist, steht in Verbindung mit der Etymologie des Wortes: in der nordischen Mythologie sind "Alben" Naturgeister mit unterschiedlichen Eigenschaften, guten sowie bösen. Im Englischen heißen sie "mares" - daher das englische nightmare. Die Kirche im Mittelalter sieht sie hingegen als Dämonen an, die sich nachts auf die Brust eines Schlafenden legen und Atemnot und schlechte Träume verursachen. Der Zusammenhang zwischen Atemproblemen und Albträumen ist also nicht neu - passend, dass der US-Immunologe Anthony Fauci das Coronavirus gerade als "schlimmsten Albtraum" bezeichnet hat. Natürlich meint er das im übertragenen Sinn, und zwar den Schrecken der leichten Übertragbarkeit. Hoffnung macht immerhin: Häufig folgt dem Albtraum ein Erwachen, das qualvoll sein kann aber zugleich befreiend ist. Dies scheint allerdings noch nicht in Sicht zu sein, zumindest in den USA. Dort hat die Zahl der Covid-19-Infizierten die Marke von drei Millionen überschritten, auch die Infektionsrate steigt kontinuierlich weiter.

© SZ vom 11.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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